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Reportage Ukraine: Binnenflüchtlinge in der Grossstadt Charkiw
Aus Tagesschau vom 28.04.2024.
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Krieg in der Ukraine Die Lage in der Ukraine – die Übersicht

Die militärische Lage

Auch in der Nacht auf Sonntag haben die Ukraine und Russland sich gegenseitig mit Drohnen angegriffen. Und wieder war Energie-Infrastruktur das Ziel. Russland meldet den Abschuss von 17 ukrainischen Drohnen in den grenznahen Gebieten. Drei davon in der Nähe eines Treibstofflagers.

In der südukrainischen Stadt Mykolajiw wurde nach Angaben von Gouverneur Witalij Kim ein Hotel und ein Objekt der Energieversorgung getroffen. Die genauen Schäden würden noch ermittelt, schrieb er auf Telegram. Verletzte habe es nicht gegeben.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurden fünf Drohnen abgeschossen. Diese Militärangaben sind nicht unabhängig überprüfbar. Die Luftangriffe waren damit weniger schwer als in der Nacht auf Samstag, als die russische Armee eine Kombination von Dutzenden Raketen, Marschflugkörpern und Kampfdrohnen eingesetzt hatte – und damit an vier Wärmekraftwerken erheblichen Schaden anrichtete.

Die russischen Streitkräfte berichteten am Samstag, dass sie nach der Einnahme einzelner Ortschaften im Gebiet Donezk nun tief in die Verteidigung der ukrainischen Armee eingedrungen seien. Am Sonntag hat die Armee einem Agenturbericht zufolge den Ort Nowobachmutiwka eingenommen. Auch ukrainische Militärbeobachter schlugen auf ihren Karten den Ort nordwestlich der im Februar geräumten Stadt Awdijiwka den Russen zu.

«Die Lage an der Front hat sich verschärft», schrieb der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Sirski am Sonntag auf Facebook. Der Feind greife in mehreren Stossrichtungen an und habe sich ein Übergewicht an Menschen und Material verschafft. In einigen Bereichen erzielten die Russen «taktische Erfolge».

Westliche Militärexperten beobachten ebenfalls ein Vorrücken der russischen Truppen. «Russland wird absehbar spürbare taktische Gewinne erzielen in den kommenden Wochen, während die Ukraine darauf wartet, dass US-Unterstützung an der Front ankommt», analysierte das Institut für Kriegsstudien (ISW) in den USA. «Aber es bleibt unwahrscheinlich, dass russische Kräfte die ukrainische Verteidigung überwinden.»

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski beklagte russische Angriffe auf das Gastransitsystem seines Landes. Es seien Objekte angegriffen worden, über die Gas durch die Ukraine in die Europäische Union geleitet werde, sagte er am Samstag.

Diplomatie und Unterstützung

Die US-Regierung hat der Ukraine ein neues Militärhilfepaket im Umfang von sechs Milliarden US-Dollar zugesagt. Das Paket umfasst unter anderem Patriot-Raketen zur Abwehr von Raketen und Marschflugkörpern.

Präsident Selenski hat erneut Forderungen nach Flugabwehrsysteme vom US-Typ Patriot gestellt. «Die Ukraine braucht sieben Systeme, das ist das absolute Minimum. Unsere Partner haben diese Patriots.» Mit den Patriots liesse sich die Lage auf dem Schlachtfeld für die Ukraine zum Besseren verändern, sagte er.

Auf mehr westliche Entschlossenheit hofft auch Polens Aussenminister Sikorski. Er setzt nach der Lieferung weitreichender US-Raketen an die Ukraine darauf, dass der deutsche Kanzler Scholz doch noch seine Meinung ändert und dem angegriffenen Land deutsche Taurus-Marschflugkörper nicht länger verweigert. «Ich hoffe, der Kanzler fühlt sich durch die Ereignisse der letzten Tage ermutigt», sagte Sikorski in einem Interview der «Bild am Sonntag» in Warschau. Die Lieferung von US-ATACMS-Raketen an die Ukraine bezeichnete Sikorski als «Reaktion auf die russische Eskalation» in der Ukraine, auf die auch Deutschland reagieren müsse.

Scholz lehnt es strikt ab, der Ukraine Taurus-Marschflugkörper zu liefern. Er befürchtet, dass Deutschland bei Bereitstellung der Raketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern in den Krieg hineingezogen werden könnte.

Selenski wirft Russland vor, die für Juni geplante Ukraine-Konferenz in der Schweiz verhindern zu wollen. Er berief sich dabei auf Geheimdienst­informationen. Es gebe «konkrete Daten, dass Russland nicht nur den Friedensgipfel stören will, sondern auch einen konkreten Plan hat, um sicherzustellen, dass es noch länger keinen Frieden gibt.» Genauere Angaben machte er am Donnerstag nicht.

Geflüchtete und Kriegsopfer

Präsident Selenski hat Ende Februar die Zahl der getöteten Soldaten seiner Streitkräfte mit 31'000 angegeben. Diese Zahl ist die erste offizielle Nennung von Opferzahlen des Militärs im nunmehr seit mehr als zwei Jahren andauernden Krieg gegen die russische Invasion.

Ukraine verschärft Umgang mit geflohenen Wehrpflichtigen

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Das ukrainische Aussenministerium hat nach der Verabschiedung eines neuen Mobilisierungsgesetzes angeordnet, dass wehrpflichtige Männer, die ins Ausland geflohen sind, vorläufig keine konsularischen Dienste erhalten. Aussenminister Dmitro Kuleba betonte am Dienstag, dass der Aufenthalt im Ausland die Pflichten gegenüber dem Vaterland nicht aufhebt und daher entsprechende Massnahmen ergriffen worden seien.

Die Ausstellung von Dokumenten für eine Rückkehr in die Ukraine bleibt jedoch möglich. Das neue Gesetz erfordert für die Erteilung von konsularischen Diensten die Vorlage eines aktuellen Wehrpasses, den Männer im wehrpflichtigen Alter nur im Land selbst erhalten können. Laut der Nachrichtenagentur AFP könnte die Einstellung konsularischer Dienste theoretisch Ukrainer im wehrpflichtigen Alter zur Rückkehr in die Heimat bewegen.

Westliche Geheimdienste gehen davon aus, dass die Zahl der getöteten oder verwundeten russischen Soldaten inzwischen die Marke von 350'000 überschritten hat. Dies sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Mitte März.

Mitte Februar hatte das US-Verteidigungsministerium die Zahl getöteter oder verwundeter russischer Soldaten auf 315'000 geschätzt.

Laut den ukrainischen Streitkräften hat Russland mehr als 466'000 Soldaten verloren (Stand 28. April 2024). Die Zahl beinhaltet getötete wie auch schwer verletzte Soldaten.

Wie Russland macht die Ukraine in der Regel keine Angaben zu Getöteten und Verletzten in den eigenen Reihen. Unabhängig lassen sich die Angaben der Kriegsparteien nicht prüfen.

Zivile Opfer: Seit Russlands Einmarsch am 24. Februar 2022 hat die UNO in der Ukraine mindestens 10'675 getötete Zivilistinnen und Zivilisten registriert – darunter mehr als 560 Kinder. Weitere 20’080 Zivilisten seien seit Beginn der russischen Invasion verletzt worden (Stand 15. März 2024). Die UNO zählt nur Fälle, die sie bestätigen konnte.

Umgekehrt seien in der russischen Region Belgorod seit Beginn des Ukraine-Kriegs laut den örtlichen Behörden 120 Zivilisten bei ukrainischen Angriffen getötet worden, darunter elf Kinder. 651 Menschen seien verletzt worden.

Geflüchtete: Knapp sechs Millionen Menschen haben seit Kriegsbeginn die Ukraine verlassen und Schutz in europäischen Ländern gesucht, weltweit sind es über 6.4 Millionen Geflüchtete (Stand 19. April 2024). Das teilte das Flüchtlingshilfswerk der UNO (UNHCR) mit. Die Zahl der Binnenflüchtlinge beziffert die für Flüchtlingsfragen zuständige Vizeregierungschefin auf 4.9 Millionen (Stand 18. November 2023).

Glückskette ruft zu Spenden für die Ukraine auf

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Angesichts der humanitären Krise in der Ukraine sammelt die Glückskette Spenden für die betroffene ukrainische Bevölkerung. Millionen Menschen – vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen – sind bereits geflohen und suchen Zuflucht in den Nachbarländern oder in Gebieten im Landesinnern, die von Kämpfen verschont geblieben sind. Die Glückskette unterstützt geflüchtete Menschen über ihre Partnerorganisationen innerhalb der Ukraine, den Nachbarländern Polen, Rumänien, Moldawien und Ungarn sowie in der Schweiz.

Spenden können unter www.glueckskette.ch oder auf das Postkonto 10-15000-6, Vermerk «Krise in der Ukraine», getätigt werden.

64'826 Personen, die wegen des Kriegs gegen die Ukraine in die Schweiz geflüchtet sind, haben derzeit einen aktiven Schutzstatus S (Differenz zur Vorwoche: +72). Das teilte das Staatssekretariat für Migration (SEM) zuletzt mit (Stand 26.04.2024). Bei insgesamt 22'833 Personen wurde der Status S beendet.

Wie prüft SRF die Quellen in der Kriegsberichterstattung?

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Die Informationen zum Ukraine-Krieg sind zahlreich und zum Teil widersprüchlich. Die verlässlichsten Quellen sind eigene Journalistinnen und Reporter anderer Medien vor Ort, denen man vertrauen kann. Weitere wichtige Quellen sind Augenzeugen – also Menschen vor Ort, die Eindrücke vermitteln können.

Besonders zu hinterfragen sind Informationen von Kriegsparteien. Denn alle Kriegsparteien machen Propaganda – in diesem Angriffskrieg vor allem die russischen, offiziellen Quellen. Die Aussagen der Kriegsparteien ordnen wir entsprechend ein. Grundsätzlich gilt bei SRF: Je schwieriger und unzuverlässiger die Quellenlage, desto wichtiger ist Transparenz. Umstrittene Fakten und Informationen, die nicht unabhängig überprüfbar sind, werden als solche kenntlich gemacht.

Krieg in der Ukraine

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Tagesschau, 28.04.2024, 19:30 Uhr;

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