Die Tifosi der AC Milan wussten, was auf sie zukommt. Dennoch schlucken sie leer. Denn die Welt hat sich für sie verändert. Zwar wird Silvio Berlusconi weiter auf der Ehrentribüne sitzen dürfen. Aber der 80-jährige Unternehmer wird in dem Klub, dem er mit Herz und Seele verbunden war, nichts mehr zu sagen haben.
30 Jahre lang war Berlusconi der Patron, erlaubte es dem Verein dank seiner Weitsicht und seinem Gespür für die richtigen Leute unter anderem acht Meisterschaftstitel, fünf Champions League und fünf Uefa-Supercups, zu gewinnen. Es war ein Triumph, der auch seiner Popularität und seinem Ruf als Macher dienlich war.
Verkauf zur Schuldentilgung
Doch in den letzten Jahren wurde das Geld knapp. Die ganz grossen Erfolge blieben aus. Die AC Milan konnte im Schachern um die besten und teuersten Spieler der Welt nicht mehr mithalten. Jetzt sitzt der Verein auf 220 Millionen Franken Schulden. Das ist zu viel für die Fininvestholding Berlusconis, die neben den Medien- und Finanzunternehmen Berlusconis eben auch für die AC Milan zuständig war. Fininvest geht es nicht mehr so gut wie einst, die Holding muss sich an die Decke strecken.
Daher rührt der Entscheid Berlusconis, sein Haupthobby zu verkaufen. Er will gänzlich verzichten, wobei der Patron als vorbildlicher Vater auch an seine Erben denkt. Von den 740 Millionen, die er einnimmt, werden 220 Millionen zur Schuldentilgung verwendet werden.
Milan soll wieder ein Spitzenteam werden
Die neuen chinesischen Eigentümer haben sich ihrerseits bereit erklärt, innerhalb von drei Jahren 350 Millionen zur Rekapitalisierung des Vereins einzuschiessen. Sie haben ein Interesse daran, dass Milan wieder in der obersten Meisterriege der Welt mitspielt.
China soll auch im Fussball laut Wunsch der Regierung zur Grossmacht werden. Die AC Milan, welche im Reich der Mitte nach Manchester United der zweitpopulärste Verein ist, ist ein wichtiges Vehikel auf dem Weg dahin.