9. September 2013
US-Aussenminister John Kerry hat Syrien eine Woche Zeit eingeräumt, um alle Chemiewaffen an die internationale Gemeinschaft zu übergeben, andernfalls drohe ein Militärschlag. Unterdessen hat der US-Kongress Beratungen über einen möglichen Waffengang aufgenommen. Allerdings zeichnet sich gerade im Abgeordnetenhaus massiver Widerstand gegen die Pläne von US-Präsident Barack Obama ab. Als Begründung dient eine mutmassliche Giftgasattacke in der Nähe von Damaskus. Wer hinter dem möglichen Chemiewaffen-Einsatz steht, ist nach wie vor unklar. Syriens Präsident Baschar al-Assad hat die Verantwortung für die Giftgasangriffe bereits mehrfach zurückgewiesen.
7./6. September 2013
Die EU-Aussenminister haben sich in der Syrien-Frage geeinigt. In ihrer Erklärung stellen sich die 28 EU-Länder hinter den Kurs der USA. Vor einer allfälligen Militärintervention soll jedoch der Bericht der UNO-Inspektoren abgewartet werden. Zuvor hatten zehn Staaten am G20-Gipfel eine entschiedene Antwort auf den Giftgas-Einsatz gefordert, ein Militärschlag wird in dem Papier jedoch nicht erwähnt. Auch Deutschland schloss sich nachträglich der Syrien-Erklärung an.
4. September 2013
Der seit über zwei Jahren tobende Bürgerkrieg forderte bereits über 100'000 Tote. 6,8 Millionen Menschen sind in Syrien auf Hilfe angewiesen, davon sind 3,1 Millionen Kinder. Allein innerhalb des Landes sind etwa 5 Millionen Menschen auf der Flucht. Über 2 Millionen Menschen haben das Land bisher verlassen. Hilfsorganisationen warnen derweil vor einem Militärschlag des Westens gegen Syrien. Eine Intervention bedeute noch mehr Flüchtlinge.
2. September 2013
Frankreichs Präsident François Hollande steht hinter einem Militärschlag gegen das Assad-Regime. Doch wie in den USA regt sich in Frankreich Widerstand gegen eine Intervention. Die Opposition will ähnlich wie der US-Kongress die Möglichkeit haben, über den Einsatz abzustimmen. Auch die französische Bevölkerung ist skeptisch: Eine Mehrheit will nur mit UNO-Mandat in Syrien eingreifen. Das letzte Wort hat allerdings der Präsident. Er muss das Parlament lediglich drei Tage nach Beginn der Militäroperation informieren.
31. August 2013
Nach dem Abschluss ihrer Untersuchungen haben die UNO-Chemiewaffenexperten Syrien verlassen. Die Welt wartet auf das Resultat der Untersuchungen. Erste Ergebnisse sind erst in zwei Wochen zu erwarten. Derweil kündigt US-Präsident Obama an, sich den geplanten Militärschlag gegen Syrien erst vom Kongress absegnen zu lassen.
30. August 2013
Die USA haben keine Zweifel am Einsatz chemischer Kampfstoffe durch das Assad-Regime. Bei der Giftgasattacke am 21. August nahe Damaskus sollen gemäss US-Aussenminister John Kerry mindestens 1429 Menschen getötet worden sein, darunter 426 Kinder. Derweil erleiden die Befürworter eines militärischen Eingreifens in Grossbritannien eine Schlappe. Das britische Parlament schliesst eine Beteiligung des Landes an einem Angriff auf Syrien aus. Premierminister David Cameron wird damit in eine politische Krise gestürzt.
28. August 2013
Der britische Premierminister David Cameron will dem UNO-Sicherheitsrat den Entwurf für eine Syrien-Resolution vorlegen. Darin soll ein mutmasslicher Giftgasangriff auf Zivilisten verurteilt werden. Zur Beratung darüber kommt es wegen der Ablehnung Russlands nicht. Die UNO-Vetomacht Russland ist ein enger Partner von Syriens Machthaber Assad. Neben Grossbritannien und Russland gehören die USA, China und Frankreich zu den ständigen Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrats.
26./27. August 2013
Ein UNO-Expertenteam bricht auf, um zu untersuchen, ob nahe Damaskus Chemiewaffen zum Einsatz kamen. Sie geraten dabei unter Beschuss von Heckenschützen. Dennoch erreichen die Chemiewaffenspezialisten das Gebiet und können nach eigenen Angaben «wertvolle Proben» sammeln. Washington ist von der Schuld des Regimes überzeugt. Der «Washington Post» zufolge planen die USA einen begrenzten Militärschlag.
21. August 2013
Verstörende Bilder von Opfern eines Giftgaseinsatzes in Ghuta nahe Damaskus erschüttern die Welt. Widersprüchlichen Angaben zufolge sterben 281, 355, 1429 oder 1729 Menschen. Einige tausend Personen sollen mit neurotoxischen Reaktionen in Krankenhäuser eingeliefert worden sein. Während oppositionelle Aktivisten die Regierung für den Angriff verantwortlich machen, bestreitet Assad entsprechende Berichte. UNO-Chemiewaffenexperten verlangen umgehend Zugang zum Gebiet.
14. Juni 2013
Der US-Geheimdienst geht davon aus, dass Assad chemische Kampfstoffe eingesetzt hat. Dies lässt ein US-Sicherheitsberater verlauten. Damit ist offiziell die von Präsident Obama bezeichnete «rote Linie» im Syrien-Krieg überschritten.
6. Mai 2013
Rebellen und Armee beschuldigen sich gegenseitig, Giftgas eingesetzt zu haben. Nun meldet sich UNO-Ermittlerin Carla Del Ponte zu Wort und beschuldigt die Opposition, Giftgas verwendet zu haben. Die Vereinten Nationen widersprechen jedoch ihrer eigenen Expertin. Laut der zuständigen Kommission liegen für diese Aussagen keine Beweise vor.
März 2013
Die Anzahl der Opfer wird von der UNO mittlerweile auf 70‘000 geschätzt. Ausserdem seien mehr als 900‘000 Menschen in Nachbarländer geflohen. Menschenrechtsorganisationen werfen allen Konfliktparteien vor, Kriegsverbrechen zu begehen. Der Bürgerkrieg spielt sich zwischen den sunnitischen Rebellen und der schiitisch-alawitischen Minderheitsregierung ab. Daneben schwelt der Konflikt ebenfalls in den Kurdengebieten an der Grenze zur Türkei und dem Irak.
Februar 2013
Vor der Zentrale der regierenden Baath-Partei ereignet sich ein Anschlag. Laut den Oppositionellen werden dabei 80 Menschen getötet. Assad macht die Terrororganisation Al-Kaida für die Tat verantwortlich. Unterdessen wollen die Staaten der «Freundesgruppe» Syriens Opposition politisch und finanziell helfen, aber keine Waffen liefern.
Dezember 2012
Die Nato schickt Abwehrraketen in die Türkei, um Assad an Angriffen auf türkisches Gebiet zu hindern. Dafür haben die USA, Deutschland und die Niederlande grünes Licht gegeben. Die Türkei hatte die Nato um das Luftabwehrsystem gebeten, da sie sich durch syrische Chemiewaffen bedroht sieht.
Oktober 2012
Die Türkei zwingt ein Passagierflugzeug auf dem Weg von Moskau nach Damaskus zur Landung. Die Behörden stellen angeblich Waffen sicher. Das führt zu Spannungen zwischen der Türkei und Russland. Präsident Wladimir Putin sagt einen Besuch beim türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan ab.
August 2012
Obama droht mit Konsequenzen, sollte das Assad-Regime die «rote Linie» überschreiten und Chemiewaffen einsetzen. Sanktionen gegen Syrien scheitern erneut an der Blockade durch Russland. Enttäuscht über die fehlenden Fortschritte tritt Kofi Annan als Sondergesandter für Syrien zurück. Nachfolger wird der frühere algerische Aussenminister Lakhdar Brahimi. Assads Macht scheint gefährdet zu sein, als sein Ministerpräsident Riyad Hidschab zur Opposition überläuft.
Juli 2012
Ein Attentäter sprengt sich in Damaskus am Sitz der syrischen Sicherheitskräfte in die Luft. Dabei sterben Syriens Verteidigungsminister und sein Stellvertreter, ein Verwandter Assads. Die syrische Regierung startet eine Offensive auf die Millionenstadt Aleppo. Oppositionsgruppen berichten von einem Massaker mit etwa 70 Opfern in der Region Hama. Verantwortlich sollen ihnen zufolge Assad-Truppen sein.
Juni 2012
Die Beobachter der UNO werden wiederholt beschossen, die Mission wird daher ausgesetzt. Trotzdem wollen die Beobachter in Syrien bleiben. Sie halten sich seit April im Bürgerkriegsland auf. Das syrische Militär schiesst ein türkisches Kampfflugzeug ab. Assad wirft der Türkei vor, die Opposition mit Waffen zu versorgen.
Februar 2012
Anfang des Monats werden in der umkämpften Stadt Homs über 300 Menschen getötet. Es ist das schlimmste Blutbad seit Beginn der Proteste. Opposition und Regierung weisen sich gegenseitig die Schuld zu. Auch in den folgenden Tagen bombardiert die Regierung nach Angaben der Opposition wiederholt die Stadt. Der ehemalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan wird von den Vereinten Nationen und der Arabischen Liga zum Sondergesandten für Syrien ernannt. In Tunis gründen mehr als 60 Staaten die «Freundesgruppe» für ein demokratisches Syrien.
Oktober 2011
Russland und China blockieren im UNO-Sicherheitsrat eine Resolution gegen Assad. Das löst weltweit Proteste aus.
Juli/Juni 2011
Immer mehr Syrer flüchten vor den Kämpfen in die Nachbarländer, insbesondere in die Türkei. Syrische Granaten schlagen auf türkischem Gebiet ein. Weitere Grenzzwischenfälle folgen, auch mit dem Libanon und Jordanien. Im ganzen Land gehen Hunderttausende auf die Strassen. Allein in Hama sollen dabei 130 Menschen Demonstranten zu Tode gekommen sein. Assad macht gleichzeitig formale Zugeständnisse: Neben seiner Baath-Partei sind fortan auch andere Parteien zugelassen.
Mai 2011
US-Präsident Barack Obama fordert Assad explizit zum Rücktritt auf. Die USA reagieren mit Sanktionen gegen Syrien, das EU-Waffenembargo tritt in Kraft. Präsident Assad kündigt Reformen an, schliesst Friedensgespräche jedoch aus.
April 2011
Aus dem Ausland kommen erste kritische Reaktionen. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigt sich beunruhigt. Präsident Assad hebt die Notstandsgesetzgebung auf, eine der Hauptforderungen der Demonstranten. Trotzdem kommt es in mehreren Städten wieder zu Protesten, die Regierung setzt gegen Demonstranten Panzer ein. Am 22. April schiessen Heckenschützen auf Demonstranten, Panzer dringen in Daraa ein. Es ist der bis dahin blutigste Tag in Syrien, einige Medien berichten von mehr als 30, andere sogar von mehr als 70 Toten.
März 2011
Eine Demonstration in der Hauptstadt Damaskus setzt eine Protestwelle gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad in Gang. Syrer demonstrieren in Damaskus, Daraa und Nawa. Es soll sich bereits zu diesem Zeitpunkt um Tausende Demonstranten handeln. In Daraa setzen sie das Hauptquartier der regierenden Baath-Partei in Brand. Zahlreiche Menschen sterben bei der Niederschlagung der Proteste durch die Armee, wie Amateuraufnahmen zeigen. Assad sieht hinter den Aufständen ausländische Verschwörer.
Inhalt
International Der Bürgerkrieg in Syrien im Zeitraffer
Gräueltaten, unzählige Flüchtlinge und mögliche Giftgaseinsätze: Seit über zwei Jahren tobt ein blutiger Bürgerkrieg in Syrien. Die internationale Gemeinschaft hat bisher zugesehen. Ein Überblick der wichtigsten Ereignisse.
agenturen/hues