Matteo Renzi hatte es schon immer eilig. Er spricht schnell, wie gewitzte Fiorentiner es tun. Er ist schlagfertig. Mit nur 29 Jahren wird er 2004 Präsident der Provinz Florenz. 2009 dann Bürgermeister. Studiert hat er Recht, gearbeitet ein bisschen bei seinem Vater in dessen Werbeagentur. Doch die Politik ist sein eigentliches Geschäft und seine Passion. Nicht bei den Ex-Kommunisten hatte er begonnen, sondern bei den Christlichdemokraten – und Christlichdemokrat ist er geblieben.
Leicht fällt Renzi der Kontakt mit den Leuten: In Florenz auf der Strasse und auf den Märkten schüttelt er viele Hände, hat einen Satz bereit für jedermann. Das Velo benutzt er und auch einen Kleinwagen.
Beliebt ist der jugendliche Renzi, sogar sehr beliebt. Im Mai würde er ohne Zweifel als Bürgermeister wiedergewählt, wenn er denn Sindaco bleiben sollte neben seinem Amt als Premier. Er habe die Zahl der Gemeinderäte reduziert und viel Geld gespart, sagt er von sich. Angekreidet wird ihm von den Autofahrern, dass er durch die Erweiterung der Fussgängerzonen den Verkehr noch zähflüssiger gemacht hat.
Keine Scheu vor umstrittenen Allianzen
In seiner Partei – dem Partito democratico – fuhr Renzi wie ein Wirbelwind ein. Er wollte die alte Generation verschrotten. Und er tat es: Die Ex-Kommunisten d’Alema, Fassino und Bersani haben nichts mehr zu sagen. Ein erster Anlauf auf das Amt des Parteichefs scheiterte zwar 2012. Bersani konnte sich nochmals durchsetzen. Doch bereits im letzten Dezember hatte er es geschafft. Seither stachelte er von der Seitenlinie aus Premier Enrico Letta an, endlich etwas zu tun. «Schlafmütze» schwang da mit.
Und um seine Unvoreingenommeneheit zu beweisen, lancierte Renzi zusammen mit dem verurteilten Silvio Berlusconi ein neues Wahlgesetz, über das nun im Parlament noch gesprochen wird. Manche Alt-Kommentatoren nahmen es ihm übel, und mit ihnen viele Linkspolitiker: Schändlich sei es, dass Renzi den «Caimano», den Cavaliere Berlusconi, rehabilitert habe.
Confidustria will 100 Milliarden Euro
Die Aufgabe, die Renzi jetzt übernimmt, ist gigantisch: Italien vor dem Absturz in die Wirtschaftshölle bewahren und dem Land die Komissarsüberwachung durch EU und IWF ersparen. Wie er das bewerkstelligen soll, weiss zurzeit niemand.
Doch die Confindustria, der Industriellenverband, scheint auf den jungen Dynamiker zu setzen. Sie machte freilich auch schon klar, was sie von ihm will: Mindestens 100 Milliarden Euro. Und zwar nicht auf fünf Jahre verteilt, sondern sofort auf den Tisch. Um die Steuern senken zu können, damit nicht noch weitere Zehntausende Firmen schliessen müssen. Die Herkulesaufgabe überlässt die Confindustria gerne dem umtriebigen Jungpolitiker.
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