Der perfekte Körper: Täglich wird er in Werbung und sozialen Medien angepriesen. Das so vermittelte Bild steigert den Druck auf Jugendliche, dem vermeintlichen Ideal nachzueifern. Eine neue Studie der Gesundheitsförderung Schweiz zeigt: Rund 44 Prozent der 13 bis 17-jährigen Buben sind mit ihrer Figur unzufrieden, bei den Mädchen sind es gar 65 Prozent.
Buben wollen Muskeln, Mädchen abnehmen
Für viele Buben sind Idole wie der durchtrainierte Fussball-Superstar Cristiano Ronaldo auch im Bezug auf den eigenen Körper die Vorbilder. Mit dem Effekt, dass sich die grosse Mehrheit der Halbwüchsigen zu schmächtig fühlt: 77 Prozent der befragten heranwachsenden Männer wünschen sich mehr Muskeln.
Lange sei man davon ausgegangen, dass die Buben generell zufriedener seien mit ihrem Körper, sagt Projektleiterin Chiara Testera Borrelli von Gesundheitsförderung Schweiz zu «10vor10»: «Insofern hat uns das Ergebnis der ersten tatsächlichen Untersuchung zu diesem Thema schon überrascht.»
Nicht wie bei den Mädchen dem Gewicht, sondern den Muskeln gilt die Hauptsorge der befragten Buben: 60 Prozent von ihnen fühlen sich zu dick und wollen abnehmen. Immer wieder habe er mit Mädchen zu tun, die sich der Wirksamkeit von Workouts ihrer Idole versichern wollten, sagt Pro-Juventute-Beratungsleiter Thomas Brunner.
Muckibude und Hungern für den Glamour-Körper
Die Experten von Gesundheitsförderung Schweiz verfolgen diese Entwicklung mit gewisser Sorge. Um dem vermeintlichen Ideal möglichst nahe zu kommen, hat ein Drittel der befragten Mädchen bereits eine Diät hinter sich. Fast jede zehnte heranwachsende Frau habe sogar angegeben, nach dem Essen zu erbrechen, sagt Borelli.
Und auch viele Buben gehen im Streben nach Sixpack und perfekten Oberarmen über das gesunde Mass hinaus. Um mehr Muskelmasse zu gewinnen, stemmen viele Minderjährige nicht nur Gewichte im Kraftraum. Mehr als jeder Zehnte befragte Bub greift auch zu Muskelpräparaten.
Aber auch für all jene Jugendlichen, die nicht zu derart radikalen Massnahmen greifen, sei das durch Werbung und Medien verzerrte Körperbild problematisch, warnt Chiara Testera Borrelli: «Ein negatives Bild vom eigenen Körper kann die psychische Gesundheit beeinträchtigen und zu gesundheitsschädlichem Verhalten wie Rauchen oder Drogenkonsum führen.»
Den Jugendlichen müsse deshalb vermittelt werden, dass die in der heutigen Populärkultur gängigen Körperbilder nicht der Realität entsprächen, fordert die Projektleiterin von Gesundheitsförderung Schweiz.