Zum Inhalt springen

Panorama US-Geschichte mal ganz anders erzählt

USA: Land der verrückten Wahlen – aber vor allem Land der Kinofilme. Diese Kino-Streifen lassen tief in die amerikanische Seele blicken. Und zeigen, was aus den Filmen nach der Präsidentenwahl zu lernen ist.

Was in der Realität geschieht, wird im Kino gespiegelt: «Kino ist Unterhaltungsindustrie», sagt der Amerikanist Michael Hochgeschwender. «Kino muss die Menschen ansprechen, um Erfolg zu haben. Kino bildet emotionell und zugespitzt ab, was in der Realität abläuft.»

Mittels US-Kino- und TV-Produktionen lässt sich so tief in die amerikanische Seele blicken. Im Lichte der Wahl von Donald Trump ins Weisse Haus und der Nichtwahl Hillary Clintons bietet sich eine Auswahl von Filmen an, die ein bisschen erklären können, was da überhaupt passiert ist. US-Geschichte, mal ganz anders erzählt.

Elisabeth Bronfen, Anglistik-Professorin an der Universität Zürich und Filmkennerin und Michael Hochgeschwender, Amerikanist an der LM-Universität München, sagen in den ausgewählten Kino-Clips, wie die gezeigten Filme gedeutet werden können.

  • 1. «Wenn’s der Staat nicht richten kann, nimm’s selber in die Hand»

    Video
    Death Wish
    Aus News-Clip vom 12.11.2016.
    abspielen. Laufzeit 2 Minuten 4 Sekunden.

    Der Klassiker aus den 1970er-Jahren zeigt – für heutige Filmfreaks auf ziemlich plumpe Art – wie Charles Bronsen das Gesetz selber in die Hand nimmt. Die Allegorie zu Donald Trump liegt auf der Hand. Interessant ist, dass die Polizei, den Staat repräsentierend, das Verbrechen, das Bronsen aus der Welt schafft, nicht mehr mit legalen Mitteln in den Griff bekommt. Botschaft: Wenn’s der Staat nicht richten kann, nimm’s selber in die Hand.»

  • 2. «Frauen als Präsidentin – ein Witz»

    Video
    Kisses For My President
    Aus News-Clip vom 12.11.2016.
    abspielen. Laufzeit 1 Minute 50 Sekunden.

    Wäre Hillary gewählt worden, hätte diese Komödie aus den 1950er-Jahren für Bill Clinton als Vorlage herhalten können: Es ist der erste Film überhaupt, der eine weibliche Präsidentin thematisiert – wobei sich die Geschichte auf den «First Gentleman» fokussiert. Bis Ende der 1990er-Jahren gab es übrigens nur zwei Filme, in denen eine weibliche Präsidentin eine Rolle spielte – und beides waren Komödien! Botschaft: Frauen als Präsidentin – ein Witz

  • 3. «Eliten in den gossen Küstenstädten sind korrupt und verlogen»

    Video
    The Wizard of Oz
    Aus News-Clip vom 12.11.2016.
    abspielen. Laufzeit 3 Minuten 53 Sekunden.

    Obwohl Donald Trump sein Leben lang in New York City lebte: Seinen Wählern hat er sich als Rächer gegen die intellektuellen Politik-Eliten an den Küsten präsentiert – ein Uraltes US-Narrativ. Schon Gründervater Thomas Jefferson sah Anfang des 19. Jahrhunderts die wahren US-Ideale nur im braven Farmer verkörpert. Er wollte sogar die Ausbreitung der Grossstädte in den noch jungen USA verhindern. Botschaft: Eliten in den gossen Küstenstädten sind korrupt und verlogen.

  • 4. «Freundschaft verhindert Kriege»

    Video
    House Of Cards
    Aus News-Clip vom 12.11.2016.
    abspielen. Laufzeit 3 Minuten 9 Sekunden.

    Kaum ein Film zeigt die Rivalität der USA mit der Sowjetunion so plakativ wie «Rocky IV» aus dem Jahre 1985, kurz bevor das Sowjetimperium zusammenbrach. Inzwischen aber hat die US-Filmindustrie einen anderen Umgang mit Russland gefunden. Nicht mehr als absolut böse wird das Reich im Osten dargestellt, sondern als Partner, wenn auch als schwieriger, wie in «House Of Cards». Botschaft: Freundschaft verhindert Kriege.

  • 5. «Alles Übel kommt von Wall Street»

    Video
    The Wolf Of Wall Street
    Aus News-Clip vom 12.11.2016.
    abspielen. Laufzeit 1 Minute 56 Sekunden.

    Bereits in den 1780er-Jahren, also kurz nach Gründung der USA, gab es erste Ausschreitungen gegen Börsenspekulanten und Abzocker: So alt ist der Hass vieler Amerikaner Richtung Wall Street, welche für schamlose Bereicherung und vor allem eklatante Ungerechtigkeit steht. Im US-Film kommen Wall-Street-Banker kaum je als nette oder wenigstens normale Menschen rüber. Ein Umstand, der der Wall-Street-nahen Hillary Clinton geschadet haben dürfte. Botschaft: Alles Übel kommt von Wall Street.

  • 6. «Wir müssen jetzt auf der Hut sein»

    Video
    Independence Day
    Aus News-Clip vom 12.11.2016.
    abspielen. Laufzeit 1 Minute.

    «Independence Day» und andere Spence-Fiction-Filme, in denen die USA angegriffen werden, repräsentieren die Angst vieler Amerikaner: Wir werden andauernd bedroht, selbst aus dem Weltall. Diese Angst-DNA ist tatsächlich tief in der US-Geschichte verankert und Teil der Erklärung für das kriegerische Verhalten, auf dem die USA als Staat sogar fussen. Botschaft: Wir müssen jetzt auf der Hut sein.

  • 7. «Die Hoffnung stirbt zuletzt»

    Video
    Modern Times
    Aus News-Clip vom 12.11.2016.
    abspielen. Laufzeit 9 Sekunden.

    Was ist amerikanischer als das Happy End? Weshalb dieses typisch amerikanisch ist, erklären Michael Hochgeschwender und Elisabeth Bronfen in diesem Ausschnitt aus dem Klassiker «Modern Times» von Charly Chaplin. Botschaft: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel