Nach den hässlichen Szenen in Marseille gab es auch in Lille im Vorfeld des Spiels Deutschland - Ukraine Ausschreitungen. Mehr als 50 deutsche Hooligans griffen dabei gegen 17:30 Uhr in der Nähe des Bahnhofs ukrainische Fans an.
Als erste Konsequenz auf die Krawalle im Stade Vélodrome passt die Uefa ihr Sicherheitskonzept an und droht England und Russland mit dem Ausschluss aus dem Turnier. Das gilt besonders für die noch anstehenden Hochrisiko-Spiele, darunter auch Deutschland gegen Polen am Donnerstag im Stade de France.
Alkoholverbot für Risikospiele
Auch der französische Innenminister reagierte auf die Krawalle von Marseille. Die Regierung will den Alkohol in gewissen Bereichen verbieten, kündigte Bernard Cazeneuve an. Er habe die Präfekten in den Regionen aufgefordert, an Spieltagen, den jeweiligen Vortagen und Öffnungstagen der Fanmeilen in den zehn EM-Städten den Verkauf, Transport und Konsum von alkoholischen Getränken in solchen Bereichen zu verbieten, sagte Cazeneuve. Dies könne öffentliche Bereiche genauso umfassen wie naheliegende Geschäfte oder Buden.
Mit der konsequenten Anwendung der bestehen Regeln und genügend Polizeikräften hätte man die Krawalle in Marseille grösstenteils verhindern können, meint der ehemalige Hooliganismusbeauftragte der Stadtpolizei Zürich.
Die europäischen Länder müssten Hooligan-Reisende melden und an der Ausreise hindern. Offenbar sei das nicht passiert, sagte der Szenenkenner in der «Tagesschau». Adolf Brack mutmasst auch, dass Hooligans der beiden Fanlager die Konfrontation bewusst gesucht haben. Weiter bemängelt Brack die Sicherheitsvorkehrungen im Stadion. Die Abgrenzung der einzelnen Fanblocks sei in Marseille mangelhaft gewesen.