«Ich höre schon Sprüche, warum gerade ich diesen Preis bekomme», schmunzelt der 60-jährige Ruedi Stuber. «Die Leute auf der Strasse fragen mich, was ich als Liedermacher denn mit Literatur zu tun habe.» Er findet es aber richtig, dass nicht nur Literatur «zwischen zwei Buchdeckeln» beachtet wird.
Gerade bei Chansons stehe ja der Text und nicht die Musik im Vordergrund. Und doch war Stuber erstaunt, dass gerade er diesen Preis erhalten soll. «Das, was ich mache, passt eigentlich in keine der Kunst- und Kultursparten so richtig rein», meint der Liedermacher.
Aus einem Hochzeits-Auftritt wurde eine Musik-Karriere
Begonnen hat Stubers Karriere als Liedermacher an der Hochzeit seines Bruders. Für diesen Anlass komponierte er hastig ein Lied und trug dieses zusammen mit seiner Gitarre vor. «Noch am gleichen Tag erhielt ich Anfragen, ob ich auch an anderen Hochzeiten spielen könnte», erzählt Stuber gegenüber dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Schweizer Radio SRF.
Von der Musik war der heutige Lehrer schon von klein auf begeistert. Von der Grossmutter hatte er einen alten Röhrenradio vererbt bekommen. Damit wollte er auch in der Nacht Musik hören, was seine Eltern aber nicht goutierten. «So baute ich zum einen die rote Lampe am Radio aus, damit niemand merkte, wenn das Gerät lief», erinnert sich Stuber. Zum anderen habe er die Kopfhörer in sein Kissen eingebaut. «So konnte ich sogar beim Einschlafen Radio hören», lacht Stuber.
«Feinsinnige, ironische und spitzzüngige Texte»
Auf seiner neusten CD dreht sich alles um Solothurn. «Stück für Stück» heisst sie, und ist eine Anlehnung an die Solothurner Torte: Beides bereite Genuss und sei hoffentlich in aller Leute Munde, erzählt der Liedermacher mit einem Lächeln. In den Ohren der Jury des kantonalen Kunst- und Kulturpreises blieben die CD und sein gesamtes Schaffen jedenfalls hängen.
«In den feinsinnigen, ironischen, spitzzüngigen Texten blickt der gebürtige Balsthaler, der heute in Riedholz lebt, auf seine Heimatregion am Jurasüdfuss», schreibt das kantonale Kuratorium für Kulturförderung Solothurn in seinem Informationsmagazin «Kulturzeiger».
Die Liebe kommt in Ruedi Stubers Texten nicht vor
Mal komponiert Stuber ein Lied über die Solothurner Krähen auf dem Kreuzackerplatz, mal über die Pest welche das Solothurner Dorf Beinwil im Schwarzbubenland im 17. Jahrhundert heimsuchte. Keine Lieder gibt es zur Liebe, «das ist Privatsache», meint Stuber. Ausserdem kommen ihm viele Ideen im Gespräch mit den Leuten auf der Strasse oder im Alltag, «und über die Liebe wird da nicht so viel gesprochen».
Seit 40 Jahren macht Stuber nun schon Musik und hat rund 150 Lieder geschrieben, viele davon über den Kanton Solothurn. Ist damit bald alles erzählt über den Kanton und seine Menschen? «Uh, da gibt es noch viel zu erzählen. Das ist noch lange nicht ausgeschöpft», meint Ruedi Stuber.
Am 18. November überreicht der Kanton dem gebürtigen Balsthaler und weiteren neun Preisträgern in Olten die Kunst- und Kulturpreise 2013. Sie alle haben einen Gesamtwert von 110‘000 Franken.