Aargau Solothurn - Schulhausplatz Baden: Von «Piazza insalata» zu «Ameisenhaufen»
In Baden spricht man von einem Jahrhundertprojekt: Am Freitag war der Spatenstich zum Neubau der Kreuzung Schulhausplatz. Kanton und Stadt hoffen, dass der Autoverkehr flüssiger wird und dass vor allem der öffentliche Verkehr profitiert. Die Bevölkerung sagt: «Augen zu und durch!»
Kostenteiler: 50 Mio. Stadt Baden, 50 Mio. Kanton Aargau
Bauzeit: Zweieinhalb Jahre
Eröffnung: Frühling 2018
Vor genau 50 Jahren sprach man in Baden auch von einem Jahrhundertprojekt. Damals wurde die Verkehrsdrehscheibe Schulhausplatz eröffnet. Sie ersetzte einen unhaltbaren Zustand. Vorher führte nämlich die SBB-Linie Zürich–Baden über die Kreuzung. 240 Züge pro Tag verkehrten auf dieser Strecke; während eines Drittels des Tages waren die Barrieren unten. Entsprechend gross waren die Staus.
Die Eisenbahnlinie wurde dann in den Untergrund verlegt. Für die Autos wurde Platz geschaffen. Und der Schulhausplatz funktionierte während Jahren ganz gut. Aber der Verkehr nahm schnell zu, neben 50'000 Autos und Lastwagen pro Tag frequentieren heute auch 1400 Busse täglich den Schulhausplatz.
Die Folge: Ein grosses Gewühle und Staus in alle Richtungen. Die Verkehrsführung genügt den heutigen Ansprüchen nicht mehr. Für Velofahrer ist die Passage der Kreuzung hochgradig gefährlich. Und die Fussgänger stehen endlos lang vor roten Ampeln oder müssen sich über steile Rampen in dunkle Unterführungen begeben.
Der Platz ist eng
Eine «Piazza insalata» ist die Schulhausplatz-Kreuzung im Badener Volksmund. Nun soll daraus ein «Ameisenhaufen» werden. Diesen Ausdruck brauchte der Badener Stadtammann Geri Müller in seiner Ansprache zum Spatenstich.
Ameisen gelten als sehr effizient, geschäftig und strukturiert. Und so soll auch der neue Platz sein.
Effizient soll die neue Kreuzung sein, weil der Verkehr flüssiger laufen soll. Und geschäftig soll der Platz sein, weil unter der Verkehrsfläche eine Ebene für Fussgänger eingezogen wird, wo es auch Läden gibt. Und eine klare Struktur braucht die Kreuzung, weil der Platz knapp ist.
Der Schulhausplatz liegt unmittelbar vor dem Eingang zur Altstadt. Er ist eingezwängt zwischen Limmat und Schlossberg, die klassische Klus-Situation von Baden. Bauen in die Breite ist hier nicht möglich. Es geht entweder in die die Tiefe oder in die Höhe.
Die Fussgänger müssen unten durch
Beim Schulhausplatz hat man den Weg in die Tiefe gewählt. Zuoberst Autos und Lastwagen, dann unterirdisch Fussgänger und Velofahrer. Und zuunterst ein Tunnel für den Bus von und nach Wettingen.
Dass die Fussgänger unten sind und die Autos oben, wird in Baden heftig kritisiert.
Wir geben 100 Millionen Franken aus, und ich sehe sehr wenig Verbesserungen für Fussgänger und Velofahrer. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt nicht.
Man habe keine andere Lösung gefunden, betont der Aargauer Baudirektor Stephan Attiger: «Es ist technisch nicht anders machbar. Da ist noch der SBB-Tunnel, es gibt die Hochbrücke. Die Autos unterirdisch zu führen, das hätte Rampen bedeutet, die steiler sind als 18 Prozent, und das geht nicht.»
Während der Bauzeit läuft der Verkehr grundsätzlich weiter. Gewisse Spuren sind aber gesperrt. So ist es nicht mehr möglich, von Baden über die Hochbrücke nach Wettingen zu fahren. Hier muss man den Umweg über die Siggenthaler Brücke oder über die Brücke Neuenhof nehmen.
Für die Fussgänger werden Wege über die Baustelle eingerichtet. Und diese sollen immer gleich bleiben, verspricht Stadtammann Geri Müller: «Die meisten Massnahmen sind so, dass wir sie die ganzen drei Jahre beibehalten können. Mit dem Auto wirds schwieriger, für alle anderen nicht unbedingt.»
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