Nach dem ersten Wahlgang am Sonntag hatte sich Ursula Wyss Bedenkzeit ausbedungen, nun hat sie sich entschieden: Die SP-Gemeinderätin steigt am 15. Januar in die Kampfwahl um das Berner Stadtpräsidium gegen GFL-Gemeinderat Alec von Graffenried.
Den Entschluss habe sie nach Rücksprache mit Partei und Familie gefasst, so Wyss an der Medienkonferenz vom Mittwochvormittag. 48 Stunden Zeit habe sie gebraucht, weil ihr manche «Zuschreibungen» über ihre Person in den Medien nahe gegangen seien. Das «Zerrbild einer rücksichtslosen Karrieristin» habe sie getroffen. Trotzdem trete sie nochmals an, denn ihre Chancen seien intakt.
Die grüne Gemeinderätin Franziska Teuscher und ihre Partei hatten am Mittwochmorgen bekanntgegeben, dass sie auf einen zweiten Wahlgang fürs Stadtpräsidium verzichtet.
Alec von Graffenried als Favorit
Alec von Graffenried steigt im zweiten Wahlgang am 15. Januar 2017 als Favorit ins Rennen: Er erzielte im ersten Wahlgang am 27. November mit 13'846 am meisten Stimmen. Ursula Wyss, die lange Zeit als Kronfavoritin fürs Stadtpräsidium galt, lag knapp 1500 Stimmen hinter von Graffenried.
Wer hat die bessere Karten?
Einschätzung von Thomas Pressmann |
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Alec von Graffenried hat die besseren Chancen. Er holte beim ersten Wahlgang mehr Stimmen. Zudem gilt er für die Mitte und für die Bürgerlichen Wähler als das kleinere Übel. Lieber er, der als Brückenbauer gilt und weniger klare linke Positionen hat als Ursula Wyss. So mögen viele Bürgerliche und Anhänger der Mitte denken. Er kann deshalb auch bei ihnen Stimmen holen. Das hat von Graffenried beim ersten Wahlgang auch bewiesen. Ursula Wyss dagegen steht in Bern für eine klar linke und soziale Politik. Von Graffenrieds Position ist da weniger pointiert. Die FDP, SVP und die BDP haben ihm denn auch – mehrheitlich – die Unterstützung zugesichert. Trotzdem gilt er noch nicht als gewählt. Die Frage ist, wie die Wählerinnen und Wähler reagieren, welche im ersten Wahlgang die Grüne Franziska Teuscher unterstützen. Mit diesen Stimmen könnte Ursula Wyss Alec von Graffenried durchaus gefährlich werden. Entscheidend wird auch sein, ob die Bürgerlichen überhaupt noch an die Urne gehen und von Graffenried tatsächlich unterstützen. Oder ob sie zu Hause bleiben und den Linken die Ausmarchung ums Stadtpräsidium in Bern überlassen. |