«Ich habe grossen Respekt vor meinem neuen Job, spüre den Berg von Arbeit und die grosse Verantwortung, die auf mich zukommt. Aber ich freue mich auch sehr auf meine neuen Mitarbeiter», sagt der 31jährige Sozialarbeiter Simon Stocker.
Er sei ein grosser Optimist und schaue dem Seitenwechsel vom Grossstadtrat zum Stadtrat «sehr positiv» entgegen, so Simon Stocker im Interview mit dem «Regionaljournal Zürich/Schaffhausen» im Parlamentssaal.
Hier hatte er sechs Jahre lang für die kleine Alternative Liste politisierte. Er sei froh, dass der 1. Januar näher komme und er mit seinem Amt bald loslegen könne.
Polizeireferent mit etwas mulmigem Gefühl
Simon Stocker übernimmt das Sozial- und Sicherheitsreferat. Der alternative Politiker wird also ausgerechnet der neue städtische Polizeireferent. «Ein etwas mulmiges Gefühl habe ich schon, plötzlich von Leuten aus dem repressiven Bereich umgeben zu sein und für Bereiche wie die Videokameras verantwortlich zu sein, denen ich früher sehr kritisch gegenüber stand.» Er sehe das aber auch als eine Chance, um im Sicherheitsbereich und im Stadtrat zu neuen Lösungen zu kommen.
Dass Simon Stocker im Parlament auch Positionen des Stadtrates vertreten muss, die die Alternative Liste ablehnt, ist ihm bewusst. «Ich weiss noch nicht, wie ich persönlich damit umgehe…» Er werde jedoch Entscheidungen des Stadtrates mittragen, auch wenn er sie nicht voll unterstützen könne. «Das gehört zur Rolle des Stadtrates. Da werde ich nicht aus der Reihe tanzen.»
«Ich will mich nicht verändern»
Dass Simon Stocker am 26. August in den Stadtrat gewählt wurde, mit dem drittbesten Resultat hinter Stadtpräsident Thomas Feurer, war für ihn selbst eine «Riesenüberraschung». Seither habe er sich intensiv mit dem Amt auseinandergesetzt und alle Mitarbeiter kennengelernt. «Persönlich verändert habe ich mich seit der Wahl aber nicht. Und ich will mich auch nicht verändern. Denn ich wurde ja wohl gewählt, weil die Wähler dachten, ich würde dem Stadtrat mit meiner Art guttun.»
Erfolg auch bei den Parlamentswahlen
Der Wahlerfolg des 31jährigen alternativen Politikers strahlte auf die Wahlen im ganzen Kanton aus. Am 23. September konnte die Alternative Liste bei den Kantonsratswahlen ihren Wähleranteil fast verdoppeln. Sie eroberte zwei zusätzliche Sitze und kann mit ihren fünf Vertretern im Kantonsrat eine eigene Fraktion bilden. Auch bei den Wahlen ins Stadtparlament Ende Oktober legte die AL einen Sitz zu, erzielte den grössten Zuwachs an Wählerstimmen und hat mit vier Sitzen ebenfalls eine eigene Fraktion.
Schliesslich gewann die Alternative Liste (zusammen mit der SP) auch die Abstimmung vom 25. November: Ihre Prämienverbilligungsinitiative wurde klar angenommen.