Welche Durchsagen sind betroffen? Wer regelmässig mit dem Zug von Zürich in Richtung St. Gallen fährt oder zumindest auf diesem Perron steht, hat‘s vielleicht bemerkt. Die Lautsprecherdurchsagen sind rar geworden. Der Grund dafür ist ein Pilotversuch, den die SBB auf dieser Strecke durchführt. Gemeldet werden nur noch ausserordentliche Ereignisse und Informationen wie eine Gleisänderung oder der Ausfall von Zügen. «Der Ausstieg befindet sich in Fahrtrichtung rechts» hört man nicht mehr, auch Informationen über Anschlüsse sind in den Fernverkehrszügen weggefallen. Über die Anschlüsse wird auch auf dem Perron nicht mehr informiert.
Dieser Pilotversuch dauert noch bis Ende April und wenn alles nach Plan läuft, gilt diese Regelung bald für die ganze Schweiz. Dies bestätigt Reto Schärli, Mediensprecher der SBB, gegenüber der Tagesschau. «In der Regel geben wir nur noch durch, welches der nächste Bahnhof ist.» Die SBB wolle damit erreichen, dass Informationen über Störungen besser wahrgenommen würden. Heute gebe es so viele Durchsagen, dass Wichtiges überhört werde. «Im Gegenzug bauen wir deshalb die Informationen im Störungsfall aus», so Schärli.
Behindertenverbände und Politiker stören sich an diesen Plänen. Oswald Bachmann ist Vorstandsmitglied von Agile, dem Dachverband der Behinderten-Selbsthilfeorganisationen. Zur Tagesschau meinte er, dass die Durchsagen gerade für Sehbehinderte und ältere Menschen wichtig seien. Agile hat deshalb mit einem Brief bei der Chefin Personenverkehr der SBB, Jeannine Pilloud, interveniert.
Auch CVP-Nationalrat Christian Lohr wird in dieser Sache aktiv. Er will am Montag eine Interpellation zum Thema einreichen. Wie Lohr der Tagesschau erklärte, stellt er dem Bundesrat unter anderem die Frage, ob sich das Vorhaben der SBB mit dem Behinderten-Gleichstellungs-Gesetz verträgt.
Wie antwortet die SBB? Weniger Zugsdurchsagen, dafür umso präziser im Störungsfall. Eine Auswertung von Kundenreaktionen zur Information im Störungsfall hat gezeigt, dass die Kunden besonders dann gut informiert sein wollen. «Das erhöht insgesamt die Aufmerksamkeit und bringt damit für die Kunden eine Verbesserung», sagt SBB-Mediensprecher Schärli. Zur Kritik sagt er weiter: «Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Reisenden vor Antritt der Zugfahrt sehr genau informieren, wann und wo sie umsteigen müssen.» Für Sehbehinderte baue die SBB ausserdem die Sprachunterstützung der Mobile-App aus. Ende April werde man zudem mit diesen Organisationen an einen Tisch sitzen.