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Mehrere, Parallel verlaufende Schienenstränge von oben, links ein Zug.
Legende: Das Netz der SBB muss grosse Belastungen aushalten. Die Instandhaltung kostet. Keystone

Schweiz Schienennetz braucht eine Generalüberholung

Vom frühen Morgen bis zum späten Abend sind in der Schweiz Züge unterwegs. Das wird für die SBB immer mehr zu einem Problem. Denn all diese Züge ziehen das Schienennetz in Mitleidenschaft. Die Bahn hat zu wenig Geld für den Netzunterhalt – dabei steigt der Bedarf stetig.

Der Zustand der Bahninfrastruktur ist in einigen Bereichen nur genügend, so die Selbstdiagnose der SBB. Und es fehlt an Geld: Trotz grosser Anstrengungen sei der Nachholbedarf für den Unterhalt um 200 Millionen auf 2,5 Milliarden Franken gestiegen, schreibt die SBB in ihrem neuesten Netzzustandsbericht.

Ein Risiko, denn in den nächsten Jahren steigt die Zahl der Personen- und Güterzüge stetig und damit der Handlungsbedarf. Das sieht auch das Bundesamt für Verkehr (BAV) so. In einer Arbeitsgruppe mit der SBB untersucht es Fragen zum Schienenzustand und zum Unterhalt. Natürlich sei das Netz stark belastet, sagt Andreas Windlinger, Kommunikationschef des BAV. Er setzt dennoch ein Fragezeichen: «Wir hätten uns gewünscht, dass die SBB im letzten Jahr mehr getan hätte, um den Nachholbedarf nicht noch weiter anwachsen zu lassen.»

Geld für weiteren Ausbau gesprochen

Leider sei das Netz in den letzten Jahren ausgebaut worden, ohne die Unterhaltskosten entsprechend anzupassen, sagt SP-Verkehrspolitikerin Evi Allemann. Das erklärt für sie aber nicht alles. «Ich bin in der Tat erstaunt, obwohl mir natürlich bewusst ist, dass unsere Bahninfrastruktur kostet. Und dass da Nachholbedarf vorhanden ist, ist nicht von der Hand zu weisen.»

Allerdings hat die Politik die SBB nicht im Stich gelassen. Sie hat im Rahmen der Leistungsvereinbarung mehr Geld gesprochen. Der Bund ist nun daran, mit den Kantonen den nächsten Ausbauschritt der Bahn zu konkretisieren.

Ein guter Zeitpunkt, um die Zahlen der SBB unabhängig zu prüfen, findet Allemann: «Ich würde es sehr begrüssen, wenn ein unabhängiges Netzaudit Klarheit über den tatsächlichen Unterhaltsbedarf schaffen würde. Wenn man politisch entscheiden muss, ist es immer gut, dies auf verschiedener Basis abstützen zu können.»

Frühere SBB-Zahlen waren zu hoch

Eine Überprüfung scheue die Bahn nicht, sagt SBB-Sprecherin Lea Meier. Eine frühere neutrale Untersuchung brachte allerdings zutage, dass die Zahlen der SBB «überhöht» seien. Dass die SBB nun sagen, der Nachholbedarf steige laufend, hat einen Grund: Ab 2016 werden Unterhalt und Ausbau neu aus einem Topf bezahlt.

Wird – wie politisch vorgespurt – rasch viel ausgebaut, würde Geld für den Unterhalt fehlen. Deshalb heisst die Devise: «Aus Sicht der SBB steht ganz klar der Unterhalt vor dem Ausbau, Wir wollen Anlagen, die noch lange Zeit so verlässlich sind, wie sie es heute sind.» Das bedeutet: mehr Geld oder weniger rasch ausbauen. Die Bahn – ein Opfer ihres eigenen Erfolgs.

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