Der neue Nationalratspräsident Stéphane Rossini, hatte in seiner ersten Session viel zu tun. Er musste seine Ratskollegen immer wieder ermahnen, leiser zu sein und Telefon- oder persönliche Gespräche ausserhalb des Saales zu führen.
Der Lärmpegel im Nationalratssaal ist tatsächlich hoch. Das zeigt eine bisher unveröffentlichte Lärmstudie, welche vor vier Jahren von den Parlamentsdiensten in Auftrag gegeben wurde. Die Lärmbelastung im Nationalratssaal beträgt demnach durchschnittlich 70 Dezibel. Die Studie eines Büros aus Biel macht einen Vergleich: «Eine Hauptstrasse innerorts mit 10‘000 Fahrzeugen pro Tag erzeugt am Strassenrand einen Lärmpegel von circa 70 Dezibel. Bei einem solchen Pegel müssten in einem Wohngebiet zum Schutze der Anwohner Schallschutzfenster eingebaut werden.»
Konzentriertes Arbeiten nicht möglich
Gemäss Arbeitsgesetz müssten bei einer solchen Lärmbelastung am Arbeitsplatz Massnahmen zur Lärmreduktion ergriffen werden. Im Nationalrat ist dies gemäss Mark Stucki von den Parlamentsdiensten nicht möglich: «In einem denkmalgeschützten Raum wie es der Nationalratssaal ist, können keine lärmreduzierenden Massnahmen getroffen werden.»
Ein effizientes Arbeiten ist bei einer solchen Lärmbelastung allerdings nicht möglich. In der Studie steht: «Der gemessene Gesamtpegel und der Hintergrundlärm sind als sehr hoch einzustufen. Die Konzentration kann bei solchen Geräuschen nicht über längere Zeit aufrechterhalten bleiben.» Zudem sei bei diesem Lärmpegel eine normale Unterhaltung nicht mehr möglich.
Parlamentarier müssen selbst aktiv werden
Massnahmen zur Lärmreduktion müssten vom Parlament selbst kommen.«In diesem Saal sind Opfer und Verursacher dieser Situation deckungsgleich. Die Parlamentarier haben die Kompetenz, Einfluss zu nehmen und die Lärmbelastung zu reduzieren. Der Nationalrat müsste allerdings selbst aktiv werden», erklärt Stucki weiter.
Obschon sich viele Parlamentarier an der grossen Lärmbelastung stören. Politische Massnahmen, um diese Situation zu ändern, sind im Moment keine geplant.