Es gebe keine Garantie, dass ein Edelstein kein Blutdiamant ist. Das sagen alle von SRF angefragten Vertreter der Schweizer Diamanten- und Juwelierbranche einhellig. Immerhin bemühe man sich nach Kräften, keine Blutdiamanten anzubieten, heisst es weiter.
Nicht nur Rebellen morden
Eine absolute Sicherheit kann es nicht geben, weil das Diamantengeschäft international ist. Seit 2002 gibt es für Rohdiamanten zwar das sogenannte Kimberly-Zertifikat. Alle Herkunftsländer müssen damit bestätigen, dass beim Handel mit ihren ungeschliffenen Diamanten keine Rebellengruppen daran verdienen.
Doch gerade das ist der Schwachpunkt. Denn nicht nur Rebellengruppen morden und plündern. Auch reguläre Regierungen sind – gerade in Afrika – an Mord und Totschlag beteiligt. Verdient eine solche Regierung am Handel, kann sie ihre Rohdiamanten trotzdem legal mit dem Kimberly-Zertifikat versehen.
Zertifizierung in einem anderen Land
Das wohl krasseste Beispiel dafür ist Simbabwe, das seit Jahrzehnten von Diktator Robert Mugabe mit eiserner Hand regiert wird. Als dort eine grosse Diamantenmine erschlossen wurde, landeten auch diese Steine mit dem Kimberly-Zertifikat im Handel. Schweizer Importeure verlangen seither Garantien, dass ihnen keine Diamanten aus Simbabwe angedreht werden.
Doch niemand kann garantieren, dass Mugabe seine Rohdiamanten nicht in einem anderen Land zertifizieren lässt und sie so in den internationalen Handel schleust. Alle Angefragten bestätigen, dass der Rohdiamantenhandel der grosse Schwachpunkt ist.
Abkommen soll verschärft werden
Auch das Staatssekretariat für Wirtschaft, Seco, das bei der Aushandlung des Kimberly-Abkommens an vorderster Front dabei war, spricht sich für eine Verschärfung des internationalen Abkommens aus. Sobald auch Regierungen am Diamantenhandel verdienen, die Menschenrechtsverletzungen begehen, sollten die Steine nicht zertifiziert werden dürfen.
Geschliffen werden die meisten Rohdiamanten in China und Indien. Von dort gelangen sie auf die grossen Handelsplätze in Indien, Tel Aviv, Antwerpen oder New York. Schweizer Importeure, welche Schmuckhersteller und vor allem die Uhrenbranche mit Diamanten versorgen, decken sich dort ein.
Absolute Sicherheit gibt es nicht
Seit einigen Jahren unterwirft sich die internationale Diamantenbranche dem Monitoring durch die Non-Profit-Organisation Responsible Jewellery Council, RJC. Das RJC versucht sicherzustellen, dass nur Kimberly-zertifizierte Steine geschliffen werden und dann in den Handel gelangen. Sind die Steine nämlich einmal bearbeitet, kann man auch mit aufwändigen Verfahren nicht mehr feststellen, woher sie kommen.
Das RJC zählt zurzeit 600 Mitglieder. Von grossen Diamantenförderern bis zu Händlern finden sich viele illustre Namen darauf. Aber die Branche ist viel grösser, so dass also trotz ständig verschärfter Überwachung auch hier Blutdiamanten in die Handelskette gelangen können.
Die Grossen in der Schweizer Diamantenbranche betonen, sie handelten nur mit Steinen, die vom RJC oder ähnlichen Organisationen kontrolliert wurden. Das erhöht die Chance, dass keine Blutdiamanten in die Schweiz gelangen. Eine absolute Sicherheit ist aber auch das nicht.