Eine verqualmte Bar am Hamburger Hafen, gröhlende Männer und mittendrin ein keckes, leicht bekleidetes Mädchen auf einem Fass: So zog die Dietrich 1930 alle Blicke auf sich. Die Art und Weise, wie sie ihr «Ich bin von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt» trällerte, war revolutionär: selbstbewusst, frech, anrüchig, ja bisweilen sogar etwas ordinär.
Vorbild einer Generation
Gerade dadurch aber fiel die Dietrich auf und wurde zur Stilikone der Dreissiger. Es dauerte nicht lange, bis sich Hollywood die kühle Blonde mit dem faszinierenden Augenaufschlag schnappte. Dietrichs Antlitz flimmerte alsbald in Hollywood-Klassikern wie « Kismet» oder «Zeugin der Anklage» über die Leinwand.
Die Landesverräterin.
Marlene wäre die perfekte Ikone für Nazi-Deutschland gewesen. Hitler und seine Schergen bekundeten demnach auch grosses Interesse an der Diva. Dieser war der Nationalsozialismus allerdings ein Dorn im Auge. Sie ging soweit, dass sie sich von ihrer deutschen Herkunft gänzlich lossagte und die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. Damit wurde sie in Deutschland selbst zur «Landesverräterin» degradiert.
Heutzutage wird ihre Haltung den Nazis gegenüber sehr geschätzt. Dietrich selber schaffte es später nie mehr, den entstandenen Graben zwischen ihr und Deutschland zu schliessen.