Steine sind hier omnipräsent, sie werden in den Worten des isländischen Dichters Sjón besungen, artikulieren sich auf vielfältige Weise im Orchester und prägen mit ihrer Haptik und Energie auch den szenischen Aspekt der Novität.
«Moult», der Titel des Orchesterstücks von Clara Iannotta, verweist auf den schmerzhaften, existentiellen Prozess des Häutens, wie er bei vielen Tieren vorkommt. Angeregt durch diese Vorstellungen arbeitet die Italienerin mit verschiedenen Zeitebenen, dreht und wendet das Material, stülpt es gewissermassen von innen nach aussen und erweitert das klassische Kammerorchester durch zusätzliche Instrumente und Objekte.
In «Laster» stellt die schwedische Komponistin Lisa Streich dem Ensemble ein von ihr entwickeltes «motorisiertes Klavier» solistisch gegenüber. Bei diesem kuriosen Instrument werden die Tasten stumm gedrückt; kleine Elektromotoren bewegen dünne Papierstreifen, die ihrerseits die Saiten zum Klingen bringen. Die dabei entstehenden magisch-zauberhaften Klänge werden vom Orchester übernommen, fortgesetzt oder verwandelt.
Clara Iannotta: Moult (2018-19) für Kammerorchester (UA)
Lisa Streich: Laster (2018-19) für motorisiertes Klavier und Kammerorchester (UA)
Ondrej Adámek: Man Time Stone Time (2018-19) für 4 Vokalsolisten, Objekte, Video und Kammerorchester (UA)
Neseven Vokalensemble
Claudia Chan – motorisiertes Klavier
WDR Sinfonieorchester; Michael Wendeberg
Konzert vom 12.05.2019, Theatersaal Witten
Das Konzert steht bis 30 Tage nach Sendetermin zum Nachhören zur Verfügung:
- als einstündige, kommentierte Sendung mit leicht gekürztem Konzert;
- als ganzes Konzert, ohne Kommentar.