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Der Archivar Ist der Mai der neue April?

Der Mai ist der Wonnemonat. Aber nicht immer mag sich die Wonne einstellen: Es giesst auch im Mai manchmal aus Kübeln. Und ist es mal sommerlich warm, kommt bestimmt schon bald der nächste Temperatursturz. Auch 1966 war das nicht anders – wie die «Mai-Impressionen» aus dem SRF-Archiv zeigen.

  • An den Mai sind hohe Erwartungen geknüpft. Vom April erwartet keiner was – der macht eh was er will.
  • Der Mai ist ein Monat der Extreme: Es kann sommerlich warm sein, trotzdem kann es auch Schneefall geben.
  • Wie wir das Wetter empfinden, hat mehr mit unseren Erwartungen als den objektiven Wetterdaten zu tun.

Archivperlen

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Das Archiv von SRF ist ein fulminanter Fundus, ein audiovisuelles Gedächtnis, in Schwarz-weiss oder Farbe, analog oder digital. Wichtiges und Unwichtiges, Überholtes und allzeit Gültiges, Alltag und grosse Weltgeschichte.

Im Player von SRF sind eine Vielzahl von «Perlen», die Ihnen online zugänglich sind sowie im Archivkanal auf Youtube.

Die Sendung «Rendez-vous» sendet «poetisch-besinnliche Impressionen zum Wonnemonat Mai», wie es im Sendebeschrieb heisst. Eine kleine Gesellschaft festet auf einer Terrasse. Ach ja, denkt man: Im Mai kann man draussen sitzen. Eine Mai-Bowle wird kredenzt. Triste Winterklamotten werden gegen Farbig-Kurzärmeliges getauscht. Die Boote liegen noch vom Winter eingemottet an den Kaimauern, aber Badis öffnen schon hoffnungsfroh. Der Mai ist ein seltsames Zwischending.

Komm' lieber Mai

Christian Adolph Overbeck hat mal ein schönes Maienlied getextet und Mozart hat's vertont:

Komm, lieber Mai, und mache / die Bäume wieder grün,

und lass mir an dem Bache / die kleinen Veilchen blüh’n!

Wie möcht’ ich doch so gerne / ein Veilchen wieder seh’n!

Ach, lieber Mai, wie gerne / einmal spazieren geh’n!

Im Mai soll mit der winterlichen Trübsal endlich Schluss sein. Im Mai da zwitschern die Vögel, Veilchen und Maiglöckchen kommen hervor. Letztere hat man früher zu Sträusschen gebunden und sich das ätherisch duftende Etwas ans Revers geheftet oder an den Rückspiegel. Maikäfer kommen aus den Löchern. Auch da weiss die Sendung Rat: Nicht platt treten, die chemische Industrie erledigt das viel besser.

Gaudenz Flury

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Gaudenz Flury arbeitet seit 2012 bei SRF Meteo. Nach dem Geographiestudium mit Vertiefung in Klimatologie und Atmosphärenphysik arbeitete er zunächst im SLF und bei Meteo Schweiz. Bei SRF Meteo erstellt er Wetterprognosen und moderiert auf SRF1, SRF3, SRF Musikwelle und bei Regionalradios.

Und heute?

Wenn's ums Wetter – damals und heute – geht, fragt man am Besten einen Meteorologen. SRF-Meteorologe Gaudenz Flury bestätigt den wechselhaften Eindruck von damals. 1966 gab es zwei Phasen, in denen es jeweils für ein paar Tage über 25 Grad wurde. In Zürich waren es vom 14. bis 17. Mai 1966 gar vier Tage über 26 Grad warm. Dann kamen Gewitter mit anschliessendem Temperatursturz und es schüttete aus Kübeln. Das hat sich dieses Jahr nicht genauso aber doch ähnlich wiederholt. An Auffahrt war es schön und warm, über Pfingsten hat's wieder gegossen.

Der Mai sei halt ein Monat, der beide Extreme noch in petto halte, sagt Flury, «der Mai kann sommerlich sein und dann kann's wieder Schneefall geben», sodass die Skilifte dieses Jahr hier und da wieder öffneten. «Der Mai hat eine sehr grosse Bandbreite».

Statistik und Psychologie

Statistisch gesehen haben das Wetter 1966 und dieses Jahr im Mai etwas gemeinsam: Die rabiaten Wechsel in die Extreme. So gab es dieses Jahr zum Beispiel die meisten Niederschläge in Luzern, die je innerhalb von drei Tagen gemessen wurden. Wie wir das Wetter empfinden, hat aber mehr mit unseren Erwartungen als den objektiven Wetterdaten zu tun. «Gefühltes lässt sich statistisch selten nachweisen», sagt Flury.

Paar beim Sonnenbaden mit Regenschirm
Legende: Mit dem Regenschirm in die Sonne, das nennt man «Mai». Keystone

Wenn's im Mai schön wird, macht sich der Eindruck breit: Der Sommer ist da. Innerlich pochen wir da schon fast auf unser Anrecht auf einen guten Sommer. Jeder Wetterumschlag ist dann ein herber Rückschlag. Vor allem dann wenn das schlechte Wetter am Wochenende stattfindet. Dann kriegt's der Mai auf's Dach, während wir im April schulterzuckend sagen würden, der wisse eh nicht, was er wolle.

Alles neu macht der Mai

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Der Mai ist der Monat, in dem es wieder losgehen soll. «Alles neu macht der Mai», zitiert Flury die alte Redensart. Da soll jetzt, «Gopf!», mit Winter Schluss sein. Diäten werden gestartet. Die Blumenmärkte karren alles raus, was sich einpflanzen lässt (aber bloss nicht vor den Eisheiligen!). Die Zirbeldrüse freut sich. Zehennägel werden lackiert, Herren stecken ihre käsebleichen Beine in kurze Hosen. Der Mai ist Verheissung. Und Neuanfang. Ein Monat zum sich Jungfühlen und leichtsinnig werden. Aber das hängt nicht vom Wetter ab.

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