Dass sie, die gar nicht vom Film kommt, nun ein Filmfestival leitet, erstaune sie manchmal selber noch, sagt Annette Schindler, Direktorin des Fantoche.
Jedoch ist sie eine leidenschaftliche Kunstvermittlerin. Dafür spricht die illustre Liste der Institutionen, die Annette Schindler schon geleitet hat. Und dafür spricht vor allem, dass sie 2010 für ihre Arbeit den Prix Meret Oppenheim für Kunstvermittlung vom Bundesamt für Kultur bekommen hat.
Auf den ersten Blick
Annette Schindler machte ein erstes Mal mit der Leitung des Kunsthauses Glarus auf sich und ihre Arbeit aufmerksam, als sie aus diesem kleinen Kunsthaus, fern der grossen kulturellen Zentren der Schweiz, ein interregional beachtetes und besuchtes Museum machte. Es folgten drei Jahre in New York, wo sie das Swiss Institute leitete.
Zurück in der Schweiz wurde Annette Schindler zur wichtigsten Vermittlerin von elektronischer Kunst und Medienkunst. Sie baute das plug.in Basel auf, leitete später das Haus für elektronische Kunst in Basel.
Dass sie nun beim gezeichneten Film gelandet ist, mag nur auf den ersten Blick erstaunen – denn elektronische Künste, Experimente im digitalen Bereich, neue Ausstellungsformen neben den klassischen Kinovorstellungen, das alles gehört auch zu diesem Festival.
360 Grad Film
Seit Annette Schindler an Bord ist, hat sie das Programm stetig erweitert. Dieses Jahr kann man zum Beispiel Erfahrungen mit Virtual Reality-Filmen machen, kann 360 Grad eintauchen in gezeichnete Filmwelten.
Bei der Auswahl von Filmen für das Festival sei es gut, dass sie nicht Film- sondern Kunstwissenschaftlerin sei, sagt sie. 1400 Langfilme und Kurzfilme sind es, die sie mit anderen zusammen ansehen muss, um dann einen Bruchteil davon ins Programm aufzunehmen.
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Der Sohn hilft mit
Sie schaue mit dem Blick der neugierigen Kinogängerin, aber auch der Festivalleiterin. «Was funktioniert gut im Kino, was gefällt (mir), was ist aufregend und neu?», sind Fragen, die sie sich stelle – und manchmal bei Filmen, die auch für Kinder sind, bespricht sie sich mit ihrem 10-jährigen Sohn.
Der habe einen komplett anderen Blick auf die Filme als sie – und könne manchmal auch sehr dezidiert einen Juryentscheid kritisieren.
Plattform und Treffpunkt
Wenn das Fantoche nun läuft, hat Annette Schindler allerdings keine Zeit, sich in aller Ruhe einen Film im grossen Saal anzuschauen – das überlässt sei dem Festivalpublikum. Sie selber knüpft Kontakte, pflegt Netzwerke, nutzt das Festival als Plattform und Treffpunkt. Denn, so sagt sie: «Die Planung fürs nächste Jahr startet schon vor der Ausgabe dieses Jahr.» Mit anderen Worten: Vor dem Festival ist vor dem Festival.