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Frankreich und Saudi Arabien Pariser Ausstellung pusht Millionendeal mit Saudi-Arabien

Eine Ausstellung im Pariser Institut du Monde Arabe zeigt archäologische Schätze aus Al-Ula – und macht Werbung für ein künftiges Tourismusziel. Daran hat Frankreich auch aus politischen Gründen Interesse.

«Al-Ula. Das Wunder Arabiens» ist die Ausstellung im Pariser Institut du Monde Arabe überschrieben. Sie zelebriert auf 1200 Quadratmetern Natur und Kulturschätze der dünn besiedelten Region im Nordwesten Saudi-Arabiens.

Majestätische Landschaftsaufnahmen des französischen Bilderreporters Yann Arthus-Bertrand laufen in einer Endlosschleife auf grossen Videowänden.

Eine Oase  in der Wüste.
Legende: Schon die Landschaft beeindruckt: die Oase Al-Ula. Yann Arthus-Bertrand Hope Production 2019

Zu sehen sind Artefakte aus sieben Jahrtausenden. Die meisten stammen aus der Zeit der Nabatäer.

Zum Weltkulturerbe erklärt

Das Händlervolk hat ab dem ersten vorchristlichen Jahrhundert in der Region an der Weihrauchstrasse gelebt, erklärt Claire Pineau, zuständig für den wissenschaftlichen Teil der Ausstellung: «Die antike Oasenstadt Hegra, die später den arabischen Namen Al-Ula bekommt, war ein ethnischer und zivilisatorischer Schmelztiegel und Wiege der arabischen Schrift.»

Die Nabatäer haben auch die über hundert Monumentalgräber in die Felsen von Mada'in Salih gemeisselt. Die antike Stätte wurde 2008 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Das Besondere daran: «Die Archäologen haben die Grabkammern überwiegend intakt vorgefunden», sagt Claire Pineau.

Oasenstadt soll Kultur-Mekka werden

Was die Ausstellungsbesucher nicht erfahren: Die Schau ist von Saudi-Arabien finanziert und Auftakt einer internationalen Werbekampagne für das Tourismusziel Al-Ula. Bis zu 80 Milliarden Dollar sollen investiert werden, um aus Al-Ula ein archäologisches, kulturelles und vor allem touristisches Zentrum der Superlative zu machen.

Ruinen einer antiken Stadt von oben betrachtet.
Legende: Die Altstadt von Al-Ula: Geht es nach Saudi Arabien, sollen diese in Zukunft mehr Touristen entdecken. Yann Arthus-Bertrand, Hope Production

Bei der Realisierung des Megaprojekts soll Frankreich mit seiner Kultur- und Tourismus-Expertise helfen. Ein entsprechendes Abkommen haben die beiden Länder 2018 im Pariser Élysée-Palast unterschrieben. Nach dem Louvre Abu Dhabi in den Arabischen Emiraten ist das der zweite grosse Kulturdeal, den Frankreich am Golf einheimst.

Damit Frankreich nicht von der Bühne verschwindet

Kunst und Kultur exportieren, aussenpolitisch gezielt einsetzen – das habe in Frankreich seit rund 100 Jahren Methode, sagt Laurent Martin, Historiker an der Pariser Sorbonne: «Diese Politik wurde konzipiert, um den wirtschaftlichen, politischen und militärischen Abstieg Frankreich zu kompensieren.»

Besonders nach den beiden Weltkriegen habe die ehemalige Grossmacht verstärkt auf die Kultur als Mittel der Diplomatie gesetzt. «Auch um den Eindruck zu vermeiden, dass Frankreich von der Weltbühne verschwindet», so Martin.

Kulturdeal hilft auch Waffen zu verkaufen

Aber auch politisch ist der Kulturdeal mit dem saudischen Königreich sehr wichtig. Er sichert Frankreichs Einfluss in der Golf-Region und ist einem anderen Geschäft sehr förderlich, an dem Frankreich besonders viel liegt.

Ein Relief eines Löwen.
Legende: Ein Artefakt der Ausstellung: Flachrelief eines Löwen aus dem Dadan-Heiligtum. Musée du Département d' Archéologie; Université du roi Saud.

«An die arabischen Emirate hat Frankreich Rafale-Kampfflugzeuge verkauft – in einem Rutsch mit Louvre Abu Dhabi», erinnert Historiker Martin. An Saudi-Arabien verkaufe Frankreich zwar jetzt schon sehr viele Waffen, aber das Kulturabkommen werde die Geschäftsbeziehungen und strategischen Relationen noch stärker konsolidieren.

Dass das wahhabitische Saudi-Arabien schwieriges Terrain ist für moderne Kunst und Kultur à la française, der saudische Erbprinz tief verstrickt in die gruselige Mordaffäre Khaschoggi – das hat in der französischen Öffentlichkeit kaum für Diskussionen gesorgt.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 24.1.2020, 7:20 Uhr

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