Es ist wohl das grösste ungelöste Rätsel der modernen Kunstwelt: die wahre Identität von Banksy. Seit über 20 Jahren treibt der Street-Art-Künstler aus Bristol sein Unwesen in den Strassen der Welt.
Und nicht nur dort: Für Aufsehen sorgte er 2018 mit dem Gemälde «Girl with Balloon» , das sich kurz nach der Versteigerung bei Sotheby’s selbst schredderte. Nicht zuletzt wegen solchen Aktionen ist Banksy längst im Kunstolymp angekommen – seine Kunstwerke sind Millionen wert.
Doch auch Banksy hat mal klein angefangen. Diese Anfänge in den 1990er-Jahren kann man nun im neuen Fotoband «Banksy Captured» nachverfolgen. Herausgegeben hat ihn sein damaliger Weggefährte Steve Lazarides, der zahlreiche Bilder aus dem Buch auch auf Instagram postet.
Blick hinter die Kulisse
Steve Lazarides arbeitete elf Jahre mit Banksy zusammen, war sein Fotograf, Agent und Co-Galerist. Er begleitete einen jungen Banksy, der ausschliesslich in Bristol und London bekannt war und dort die Strassen mit Schablonengraffiti schmückte.
«Banksy Captured» dokumentiert den Künstler hautnah. Beim Malen auf der Strasse und beim Skizzieren in seinem Atelier: ein Typ mit kurzen Haaren und Tattoo auf dem linken Unterarm – das Gesicht immer mit einem roten Punkt überklebt oder hinter einem Buch versteckt.
Einmal wird Lazarides von Banksy zur Rivington Street in London zitiert und findet dort die Strasse gesperrt. Der Street-Art-Künstler hat ein gefälschtes Strassenschild «Roadwork in Progress» aufgestellt, um unter einer Eisenbahnbrücke ungestört zu malen und zu sprayen.
«Genial», denkt Lazarides und hält die ganze Aktion mit der Kamera fest. Die Fotos sind nun im Fotoband «Banksy Captured» zu sehen.
Alles ein Scherz?
Nach dem Mocumentary-Film «Exit Through the Giftshop» kann man eigentlich gar nichts glauben, was mit Banksy zu tun hat. Wieso also gerade diesem Buch glauben?
Der britische Galerist Steve Lazarides gilt als einer der ersten, die Street Art in die Galerien holte und so zur Anerkennung im Kunstmarkt verhalf. Ausserdem lassen die vielen irrwitzigen Geschichten in «Banksy Captured» über die gemeinsame Zeit kaum Zweifel daran, dass Lazarides Banksy gut kannte.
Banksy ist «Matey Boy»
Einige Anekdoten schaffen es sogar, dass der geheimnisvolle Künstler als Mensch fassbar wird. Etwa wenn Lazarides schreibt, Banksy hätte ein sonniges und fröhliches Gemüt. Oder dass er ihn immer «Matey Boy» genannt habe.
Heute würden er und Banksy nicht mehr miteinander sprechen. Sie wären zwar nicht im Streit auseinander gegangen, aber irgendwann ging es einfach nicht mehr. Wenn, dann kommunizieren sie über E-Mail.
Niemand würde ihm glauben
Wer Banksy tatsächlich ist, verrät Lazarides natürlich nicht. «Die Identität von Banksy zu verraten, ist wie seinem vier Jahre alten Kind zu sagen, der Nikolaus existiere nicht», sagte der Galerist gegenüber der Zeitung The Guardian.
Und wenn Banksy selbst seine Identiät preisgeben würde, würde ihm sowieso niemand glauben.