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Ein Mann mit Saxophon vor leicht bewölktem Abendhimmel und den Häusern von Stans
Legende: Die Stanser Musiktage ohne Regenschirme und Pelerinen. Meist hat das Nidwaldner Festival aber weniger Wetterglück. Keystone

Musik Die Stanser Musiktage sind wild, bunt – und erwachsen geworden

Das Nidwaldner Weltmusik-Festival feiert heuer seinen 20. Geburtstag. Und dies trotz eines Konzepts, über das jeder Marketing-Manager den Kopf schütteln würde: Unbekannte Künstler, wilder Stilmix zwischen Jodel, Jazz und Karibik. Und auch dem regelmässig miserablen Wetter trotzen die Musiktage.

Ja, der Wettergott hat ein Problem mit Stans. Pünktlich Ende April packt er kalte Temperaturen, Nieselregen und tief hängende Wolken aus. So auch bei der Eröffnung des 20. Festivals auf dem Stanserhorn: Statt des grossartigen Alpenpanoramas sah das Publikum im ausverkauften Saal des Gipfelrestaurants die Welt in Nebel gehüllt. Der Soundtrack dazu war Kontrast total: Orientalische Klänge auf arabischer Laute und Schellentamburin mit dem Tarek Abdallah Duo aus Ägypten – eigentlich fehlte nur noch der Bauchtanz.

Kontrast als Programm

Stanser Musiktage

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Die Stanser Musiktage finden seit 1994 statt. Die diesjährige Ausgabe umfasst 26 Konzerte auf 8 Bühnen. Zwei Konzerte finden auf dem Stanserhorn statt. Das Programm ist vielseitig, 150 Musiker aus 17 Ländern sind zwischen dem 27. April und dem 4. Mai in Stans zu hören.

Diese Szenerie ist so absurd wie typisch für die Stanser Musiktage. Kontrast ist Programm, Entdeckungen sind Prinzip – und das Publikum kommt in Scharen. Zwar ist es ein wenig mit «seinem» Festival gealtert, das merken aber auch die Macher und verstärken seit einiger Zeit ihre Bemühungen um die jüngere Generation, zum Beispiel mit elektronischer Musik und Singer-Songwritern. Aber die Verankerung in der Region ist einzigartig, fast jeder und jede ist irgendwie mit dem Festival verbandelt, sei es als Helfer, Organisatorin, Caterer, Roadie oder Journalistin: Jeder kennt jeden.

Wandervögel und Kunstspediteure

Einzigartig sind auch die vielen Veranstaltungsorte wie Kirchen, Theater und Schulen, was dazu führt, dass eine Woche lang ein seltsam anzusehender, stetiger Strom von Wandervögeln entsteht. Mit Pelerine oder Schirm bewaffnet pilgern die Gäste das Hauptgässchen rauf und runter und biegen hie und da zu einem Verpflegungszelt ab.

Die innovativen Werbekampagnen steuern ebenfalls zum besonderen Touch bei. Zum Beispiel titelte das Festival 2001 am Hang des Pilatus-Flugzeugwerks in grossen weissen Lettern: «Stans hat die Tage». Heuer gibt’s rollende Wortspiele; 250 magnetische Schilder des Stanser Künstlers Heini Gut prangen auf Autos und witzeln mit schwarzer Schrift auf weissem Grund etwa «Musaik», «Musik Ehr» oder «Musics Tücke». «Kunstspediteure» nennt Gut seine rollenden Werbevehikel.

Sand im Getriebe

Trotz Erfolg ist in Stans nicht alles in Butter. Denn was klein und basisdemokratisch begonnen hat, ist heute gross und komplex. In Zahlen ausgedrückt: Aus 4 Konzerten mit 30 000 Franken Budget und 700 Zuschauern sind heuer 60 Konzerte mit 1,5 Millionen Franken Budget und geschätzten 25 000 Zuschauern geworden.

Das Festival-Leitungsteam, in dem aus den Anfangszeiten noch Co-Gründer Christophe Rosset sitzt, tat sich zunehmend schwer mit gemeinsamen Entscheidungen, der Sand knirschte im Getriebe. Deshalb hat der Vorstand – ja, die Stanser Musiktage sind gutschweizerisch ein Verein – im März das ganze Leitungsteam entlassen, die Stellen neu definiert und auf Mitte Jahr wieder ausgeschrieben. Drei der vier Stellen sind unterdessen mit den bisherigen Leuten besetzt, darunter weiterhin Christophe Rosset als Programmverantwortlicher. Neu wird ein Geschäftsleiter dazustossen, der für Effizienz und schwarze Zahlen sorgen soll.

Stanser Zukunft

Auch inhaltlich gibt es eine Zukunft: So soll schon nächstes Jahr endlich wieder mal ein grosser Name das Festival beehren, und bereits geistern Pläne für ein neues, ökologisches Zelt mit grossem Fassungsvermögen durch die Innerschweizer Köpfe. Zu gönnen wäre es allen, ob vor oder hinter den Kulissen. Und vielleicht hat dann auch Petrus endlich wieder mal ein Einsehen für die «Welt in Stans».

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