Als Auftakt zu Guiseppe Verdis 200. Geburtsjahr feiert die Opernshow «Viva Verdi» im Hallenstadion Weltpremiere. Das internationale Opernprojekt ist eine Revue von Guiseppe Verdis grössten Opernmomenten: «Va, pensiero» (Nabucco), «Ritorna vincitor» (Aida), «La donna è mobile» (Rigoletto). Die Liste der Hits ist länger als bei anderen Komponisten.
Gefühle in Musik verwandeln
«Verdi ist einer der grössten Opernkomponisten aller Zeiten», erklärt der künstlerische Leiter Lotfi Mansouri. «Mit ‹Viva Verdi› feiern wir Verdi und die Oper als Kunstform.» Auf Verdis ungebrochene Popularität angesprochen, meint Chefdirigent Edoardo Müller: «Verdi ist mehr als jeder andere Komponist direkt in die Seele des Menschen vorgedrungen. Er hatte den Mut und die Gabe, Gefühle direkt in Musik zu verwandeln – ohne Rücksicht auf Moden und musikalische Gesetze».
«Oper ist die spannendste Kunstform überhaupt», sinniert Mansouri im Gespräch bei den Ablaufproben in der Montagehalle der Firma Nüssli im thurgauischen Hüttwilen. «Die Oper vereint alles: Musik, Schauspiel, Bühne, Tanz, Erzählung – was immer die Vorstellungskraft zulässt.»
Mansouri, 1929 in Teheran geboren und dekorierter Grandseigneur der Opernwelt, will sich auch mit 83 Jahren nicht zur Ruhe setzen. Mit «Viva Verdi» hat er eine Mission: «Diese Show ist für Menschen gedacht, die Berührungsängste mit der Oper haben – nicht primär für Opernkenner. Ich wünsche mir, dass die eine oder andere Person den Saal mit einem kleinen Feuer der Begeisterung verlässt – und eine ganze Oper schauen geht.»
Keine Oper - aber die Musik ist im Zentrum
Während Solisten, Tänzer und der Akademische Chor Zürich in Hüttwilen proben, begrüsst Maestro Müller in Zürich das Sinfonieorchester Camerata zur ersten Orchesterprobe.
Er erklärt dem mehrheitlich jungen Orchester den Unterschied zwischen einem Konzert und einer Opernaufführung: «Im Konzert sind 2+2=4, in der Oper sind 2+2=5. In der Oper ist die Musik Teil eines grösseren Ganzen. Daher muss sie beweglich bleiben, sich einpassen.» Auch wenn «Viva Verdi» keine eigentliche Oper ist – die Musik bleibt im Mittelpunkt.
Am Tag nach der letzten Aufführung begrüsst Sandra Studer in «Stars special» die Solistinnen Mardi Byers und Noëmi Nadelmann sowie den ausführenden Produzenten Heinrich J. Nüssli zum Gespräch. Dabei wird klar: Den Machern von «Viva Verdi» macht die Arbeit Spass – ein Big Business ist es nicht.
Für ein Publikum ausserhalb des Opernhauses
Nüssli hat 1,5 Millionen Franken aus der eigenen Tasche in diese Opernproduktion gesteckt und schon in der Planungsphase realisiert, dass er nach den Hallenstadion-Shows gerade mal die laufenden Kosten würde decken können.
Warum macht er das trotzdem? Weil er daran glaubt, dass Oper auch ausserhalb des Opernhauses ein Publikum finden kann. «Andere kaufen eine Yacht, ich produziere eine Opernshow», meint Nüssli mit einem Augenzwinkern. Das ist kein blinder Idealismus, sondern ernst gemeinte Überzeugung.
Gut? Schlecht?
Die Kritiken zu «Viva Verdi» sind gelinde gesagt verhalten bis vernichtend. Aber wie sagte Mansouri schon im Vorfeld? «Diese Show ist für Menschen gedacht, die Berührungsängste mit der Oper haben – nicht primär für Opernkenner... .»
Man kann Produktionen wie «Viva Verdi» gut finden oder nicht. Tatsache ist, dass 21'000 Menschen den Weg ins Hallenstadion gefunden haben, um sich die Show anzusehen.