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Sexuelle Belästigung Brisante Vorwürfe gegen Body-Positivity-Vorreiterin Lizzo

Die Klage von drei ehemaligen Tänzerinnen steht in krassem Widerspruch zum offiziellen Bild der US-Musikerin in der Öffentlichkeit.

Was ist passiert? Drei ehemalige Tänzerinnen der US-Musikerin haben eine Zivilklage an einem Gericht in Los Angeles eingereicht. Die Vorwürfe an die 35-Jährige und ihre Produktionsfirma umfassen unter anderem «sexuelle, religiöse und rassistische Belästigung, Diskriminierung aufgrund einer Behinderung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung», wie die Anwaltskanzlei der Klägerinnen erklärte. Lizzo bestreitet die Vorwürfe.

Worum geht es in der Klage? Die Frauen beschuldigen Lizzo, ein feindliches Arbeitsumfeld geschaffen und gegen das kalifornische Arbeitsrecht verstossen zu haben. Zwei der Frauen seien entlassen worden. Eine dritte habe wegen der Arbeitsbedingungen selbst gekündigt. Lizzo habe in Amsterdam gemeinsam mit ihrer Crew eine Sexshow im Rotlichtviertel besucht. Dabei habe die Musikerin die Frauen dazu gedrängt, die Brüste einer nackten Darstellerin zu berühren. Eine der Frauen habe dem Druck schliesslich gegen ihren Willen nachgegeben. Ein anderes Mal habe Lizzo die Frauen ermutigt, Bananen aus den Vaginas von Stripperinnen zu essen. Zudem habe sie eine der Tänzerinnen für ihre Gewichtszunahme kritisiert.

Drei afroamerikanische Frauen tanzen und singen auf einer Bühne
Legende: Lizzo im Juli in Den Haag bei einem gemeinsamen Auftritt mit ihren Tänzerinnen. Die Klägerinnen kritisierten nicht nur die Musikerin, sondern auch die Chefin der Tanz-Equipe. Diese habe versucht, ihnen ihren christlichen Glauben aufzuzwingen. IMAGO / ANP

Was ist daran brisant? Lizzo gilt als Vorreiterin in den Bereichen Diversität, sexuelle Selbstbestimmung und Body Positivity. Die Vorwürfe stehen in starkem Widerspruch zum öffentlichen Bild der Musikerin. So kämpft die Musikerin mit einer TV-Casting-Show gegen Bodyshaming. Darin sucht sie nach Tänzerinnen, die nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen. Bereits 2022 war die Musikerin jedoch wegen der Verwendung des Begriffs «spaz out» in einer Liedzeile kritisiert worden, der auch abwertend gegenüber Menschen mit Behinderung benutzt wird. Nach der Kritik hatte Lizzo das Stück noch einmal aufgenommen.

Wie reagierte Lizzo? Die Musikerin, mit bürgerlichem Namen Melissa Viviane Jefferson, wehrte sich: «Normalerweise antworte ich nicht auf falsche Vorwürfe, aber diese sind genau so unglaublich, wie sie klingen und zu empörend, um nicht darauf zu reagieren», so Lizzo auf Instagram. «Diese aufgebauschten Geschichten kommen von früheren Angestellten, die schon öffentlich zugegeben haben, dass ihnen gesagt wurde, dass ihr Verhalten unangemessen und unprofessionell war.» Sie gehe sehr offen mit ihrer Sexualität um und könne nicht akzeptieren, «dass Leute diese Offenheit benutzen, um mich als etwas darzustellen, das ich nicht bin». Sie werde nicht zulassen, «dass die gute Arbeit, die ich in der Welt geleistet habe, dadurch überschattet wird».

Was sind die Folgen? Beyoncé soll laut dem «Spiegel» Lizzos Namen bei einem Konzert in Boston aus einem Text entfernt haben. Zudem äusserte sich die Dokumentarfilmmacherin Nahli Allison. Diese hatte 2019 eine Dokumentation über Lizzo drehen wollen. Nach zwei Wochen habe sie das Projekt jedoch eingestellt, nachdem sie gemerkt habe, wie «arrogant und selbstsüchtig» die Musikerin sei. Damit sorge Lizzo für ein «extrem toxisches Arbeitsumfeld». Letzteres bestätigte auch die ehemalige Lizzo-Tänzerin Courtney Hollinquest auf Instagram. Zudem bekräftigte Lizzos ehemalige Kreativdirektorin Quinn Whitney Wilson ihre Solidarität mit den Klägerinnen.

SRF 1, Gesichter und Geschichten Newsflash, 02.08.2023, 16:00 ; 

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