Worum geht’s?
Mit der Website kleinmeister.ch – Souvenirs suisses öffnet die Schweizerische Nationalbibliothek ihre Bestände von Werken der «Kleinmeister». Das sind virtuelle Ausstellungen mit zoombaren Bildern: Gemälde, Zeichnungen, Drucke.
Die Kleinmeister waren Künstler, die im 18. und 19. Jahrhundert Landschaften, Alltagsszenen und Darstellungen von Brauchtum in ihr Skizzenbuch zeichneten und später in Öl oder Aquarell ausarbeiteten. Manche malten auch gleich mit Öl in freier Landschaft.
Diese Werke fanden bei wohlhabenden Touristen reissenden Absatz. Die Bilder der Kleinmeister waren die «Ferienfotos» ihrer Zeit und verbreiteten sich als Drucke tausendfach. Sie haben damals das Bild der zeitgenössischen Schweiz im Ausland massgeblich mitgeprägt.
Darum ist’s interessant
Die «Kleinmeister» sind heute vielen nicht mehr so präsent. Auf der Website kleinmeister.ch – Souvenirs suisses kann man jetzt grosse Bestände in Ruhe aus der Nähe betrachten.
Die Werke sind dort in hochaufgelöster Form vorhanden. Details kommt man so manchmal näher als in einem Museum mit blossem Auge. Damit beginnt eine Zeitreise in eine Schweiz des 18. und 19. Jahrhunderts. Denn häufig ist in den Bildern, zumeist am Rand versteckt, eine kleine Geschichte zu entdecken, die mit blossem Auge wahrscheinlich verborgen bliebe.
Nur als ein Beispiel unter vielen: Auf dem Aquarell «Viamala» von Johann Jakob Meyer von 1821 sieht man von weitem winzige Wanderer. Mit dem Zoom kann man ihnen so nahe kommen, dass man erkennt: Es handelt sich um eine Familie. Das kleine Kind wird in einem Wäschekorb auf einem Esel transportiert. Die Erwachsenen sind ins Gespräch vertieft, die Frau ist freundlich dem Kind zugewandt, der Mann schaut ernst. Und schon beginnt die Fantasie zu blühen. Wer es selbst versuchen will: Hier geht's zum hochaufgelösten Bild.
Die Website ist in mehrere «Vitrinen» geordnet: Man erfährt Neues über Unspunnen , kann virtuelle Reisen «Auf in die Berge» unternehmen. «Gletscher und Hochgebirge» gibt es sowie einen Gesamtüberblick über die reichhaltigen Bestände.
Und: In einer Einführung über den damaligen Stand der Druckgrafik kann man, äusserst spannend und aufschlussreich, den ganzen Weg von der Bleistiftzeichnung bis hin zur kolorierten Druckgrafik verfolgen.
Fazit: Lohnenswert für alle, Fachleute wie Laien, die sich mit detektivischer Neugier für Geschichte, die Schweiz und Kunst interessieren. Die Website ist wie ein Film über das 18. und 19. Jahrhundert.
Website kleinmeister.ch – Souvenirs suisses der Schweizerischen Nationalbibliothek