Er nennt sich «Verein Sterbehospiz Solothurn» und will, was andere auch schon versucht haben: Der Kanton Solothurn soll ein Sterbehospiz erhalten. Ein Ort, wo junge und alte todkranke Menschen kurz vor Lebensende in Würde Abschied nehmen können.
Zum Sterben ins Altersheim
Die Vereinspräsidentin Linda Gasser ist Pflegefachfrau, und das ist kein Zufall: Das Solothurner Sterbehospiz soll unter pflegerischer Leitung stehen. In anderen vergleichbaren Einrichtungen haben Ärzte das Sagen. Eine Sterbe-Klinik wollen die Solothurner aber eben gerade nicht.
Keine Sterbe-Fabrik
Es solle wirklich nicht darum gehen, die Patienten noch zu therapieren, sondern eine angenehme Pflege kurz vor dem Lebensende zu bieten, sagt Präsidentin Linda Gasser: «Wir wollen keine Pflege, bei der man sich als Patient in einer Fabrik fühlt».
Neben Gasser gehören folgende Personen zur Gründungsgruppe des Solothurner Sterbehospiz-Vereins:
- Daniel Preisig, pensionierter Hausarzt, Ex-Präsident der kantonalen Ärztegesellschaft
- Christine Rindlisbacher, Fachfrau für Sterbe- und Trauerbegleitung
- Bruno Greusing, ehemaliger Chefarzt am Bürgerspital Solothurn (Hals-Nasen-Ohren-Klinik)
Kosten wie ein Altersheim
Der junge Verein hat das ehrgeizige Ziel, bereits nächstes Jahr ein Sterbehospiz mit sieben Plätzen im Kanton Solothurn zu realisieren. Knackpunkt ist die Finanzierung. Der Betrieb eines Sterbehospiz ist ähnlich teuer wie jener eines Altersheims. Bruno Greusing rechnet mit Kosten von 400 bis 500 Franken pro Platz und Tag.
Aus Sicht des Vereins wird ein Sterbehospiz deshalb nur möglich, wenn das Hospiz auf die Heimliste aufgenommen wird, wenn also Kanton und Gemeinden Beiträge zahlen wie an Alters- und Pflegheime.
Ohne Staatshilfe geht es nicht
Vom Kanton haben die Vereinsmitglieder positive Signale erhalten, sagen sie: «Unsere Vorstellungen wurden sehr gut aufgenommen und das zuständige Amt wird uns bei der Umsetzung behilflich sein».
Tatsächlich bestätigt Kantonsarzt Christian Lanz dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF: «Die Idee einer solchen Einrichtung im Kanton Solothurn ist prüfenswert und sympathisch».
Solothurn folgt der nationalen Strategie
Beim Verein Palliativ Care Solothurn ist man erstaunt. Der Verein wurde 2009 gegründet und hat zu Beginn selber die Idee verfolgt, ein Sterbehospiz zu eröffnen. Der Kanton habe das aber nicht unterstützen wollen, sagen Vereinsmitglieder.
Was also hat sich zu damals verändert, dass der Kanton die Idee heute sympathisch findet? Mittlerweile gibt es eine nationale Palliative-Care-Strategie. In dieser Strategie des Bundes heisst es, dass es Sterbehospize braucht. Offenbar setzt das den Kanton Solothurn, der noch keines hat, unter Druck.
Gesucht: Schönes Haus zum Sterben
Bis im Kanton Solothurn tatsächlich ein Sterbehospiz eröffnet werden kann, braucht es noch einiges. Zum einen muss der neue Verein eine Bewilligung erhalten, zum anderen muss er aber auch noch ein passendes Haus finden und bezahlen können.
«Wir möchten nicht in eine Industriezone, sondern wir möchten ein schönes Gebäude», sagt Bruno Greusing: «Wir schauen, ob es vielleicht einen Mäzen gibt in der Region, der uns auf die Sprünge hilft.»