Die Vorgänge in Villmergen erinnern an Diskussionen in der Reformierten Kirchgemeinde Birmenstorf-Gebenstorf-Turgi. Die Kirchenpflege wollte ihre Kirche in Turgi abreissen lassen und eine Überbauung realisieren. Ihre Argumente: Die Kirche würde zu wenig gebraucht. Sie müsse saniert werden und das sei in Anbetracht der Unternutzung nicht zu rechtfertigen.
Doch die Kirchenpflege konnte sich nicht durchsetzen. Reformierte Kirchgänger bekämpften die Pläne der Kirchenpflege. Der Gemeinderat schaltete sich ein und verlangte denkmalpflegerische Gutachten. Momentan ist der Abriss auf Eis. Eventuell kommt die reformierte Kirche Turgi unter Denkmalschutz.
Wenig Zuspruch, grosser Sanierungsbedarf
In Villmergen ist die Situation ähnlich. Die Gemeinde gehört zur Reformierten Kirchgemeinde Wohlen. Die Kirche und das Pfarrhaus in Villmergen sind über 50 Jahre alt und in einem schlechten Zustand. Eine Sanierung würde im Minimum eine Million Franken kosten.
Doch wozu dieses Geld investieren, wenn die Reformierte Kirchgemeinde Wohlen dauernd Mitglieder verliert und die Kirche in Villmergen meistens leer ist? Aus diesen Überlegungen heraus lancierte die Kirchenpflege 2013 den Ideenwettbewerb «Vision Waagmatten». Die Gläubigen wurden eingeladen, sich Gedanken zu machen über die zukünftige Nutzung der Gebäude.
Die Kirche im Dorf liegt den Leuten immer noch am Herzen, auch wenn sie dort nicht unbedingt Veranstaltungen besuchen.
Das Ergebnis war mager. Deshalb entschied die Kirchenpflege 2014, die «Vision Waagmatten» nicht weiterzuverfolgen. Sie suchte einen Käufer für das Areal und fand ihn in der Pensionskasse Prosperita aus Münsingen. Diese hat einen christlichen Hintergrund. Sie würde für das Areal 2,4 Millionen Franken bezahlen und dort 26 bis 28 altersdurchmischte Wohnungen bauen.
Die Kirchenpflege stellte diese Pläne an einer Informationsveranstaltung vor. Sie bekam dabei zu spüren, dass das Projekt nicht bei allen auf Gegenliebe stösst. Gegen den Verkauf der Kirche formierte sich die «Interessengemeinschaft Pro reformierte Kirche Villmergen». Diese fühlt sich von der Kirchenpflege überfahren. Die IG will den Verkauf des Areals verhindern.