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Digitale Bildung Wie eine Berner Schule die Jugendlichen fit für die Zukunft macht

Der digitale Wandel fordert die Schulen heraus. Es braucht schnelles Internet, Geld und soziale Kompetenzen. Ein Schulbesuch in einer bernischen Gemeinde.

Mit ein paar Computern im Klassenzimmern ist es nicht getan: Die Digitalisierung der Schulen verlangt von den Gemeinden mehr. «Das Wichtigste ist ein schnelles drahtloses Netzwerk», sagt Erwin Sommer von der bernischen Erziehungsdirektion. Nur so können alle Kinder in einer Klasse gleichzeitig online ein Video anschauen.

Zudem braucht es Geld für Tablets oder Laptops. Und neue Kompetenzen. So will es der Lehrplan 21, der letzten Sommer eingeführt wurde und dem Fach «Medien und Informatik» mehr Wichtigkeit gibt.

Ein Buch kann mir einen Leitfaden geben, wie es das riesig grosse Internet nicht kann.
Autor: Franziska Gagliardi Lehrerin in Worbboden

Mit dem endlosen digitalen Angebot umgehen lernen – das müssen Kinder und Erwachsene. «Manchmal bin einfach froh um ein Buch, welches sagt, was der nächste Schritt ist», sagt Franziska Gagliardi, Lehrerin am Oberstufenzentrum Worbboden in der Berner Gemeinde Worb. «Das riesig grosse Internet kann mir keinen Leitfaden auf die Art geben, wie es ein Buch tut.» Aber die digitalen Möglichkeiten seien auch klar eine Ergänzung und ein Mehrwert im Unterricht.

Wir setzen die Laptops in fast jedem Fach ein.
Autor: Oliver Rüesch Schulleiter Oberstufenzentrum Worbboden

Das Oberstufenzentrum Worbboden will bei der digitalen Bildung vorangehen: Vor vier Jahren investierte die Gemeinde rund 100'000 Franken in die Anschaffung von 150 Laptops. Diese stehen den 290 Schülerinnen und Schülern in einem Technikraum zur Ausleihe zur Verfügung.

Schulleiter Oliver Rüesch zeigt die Ausleihstation für einen Laptop.
Legende: Schulleiter Oliver Rüesch zeigt die Ausleihstation für einen Laptop. Sonja Mühlemann/SRF

Mit einer kreditkartengrossen Karte können sich die Jugendlichen an einem Scanner identifizieren und den Strichcode eines Laptops einlesen. Damit ist er ausgeliehen. «Wir setzen die Laptops in fast jedem Fach ein. Zum Beispiel nehmen wir im Sportunterricht Bewegsabläufe auf und analysieren diese danach», beschreibt Schulleiter Oliver Rüesch den Technikeinsatz. Oder die Jugendlichen schauten sich im textilen Gestalten ein Video zum Häkeln an und setzten das Gezeigte dann um.

Zehn Gebote im digitalen Zeitalter

Was die Kinder lernen müssen: Sich nicht ablenken lassen beim Surfen im Internet. Mit ihren Daten vorsichtig umgehen. Wissen, was sie auf sozialen Netzwerken tun dürfen und was nicht. Schulleiter Oliver Rüesch hat in seinem Büro im Oberstufenzentrum Worbboden ein grosses Blatt aufgehängt. «Zehn Gebote» nennt er die Fähigkeiten, welche Schülerinnen und Schüler im Umgang mit der Digitalisierung erwerben müssen.

Sexting oder erniedrigende Videos sind heute leider Alltag.
Autor: Oliver Rüesch Schulleiter Oberstufenzentrum Worbboden

Bei Problemen springt die Schulsozialarbeit ein. Sie sei oft gefragt, sagt Schulleiter Oliver Rüesch, etwa wenn es um Sexting gehe oder um ‹Happy Slapping Videos›, in denen körperliche Angriffe auf Unbekannte oder Mitschüler veröffentlicht werden. «Das ist heute leider Alltag.» Auch präventiv sei die Schulsozialarbeit wichtig im Zusammenhang mit der Digitalisierung. «Wir haben Medienmodule, in den die Kinder aufgeklärt werden.»

Der Lehrplan 21 und die Digitalisierung

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In den Kantonen Bern und Wallis ist der Lehrplan 21 seit Sommer 2018 in Kraft. Er enthält Vorgaben für die Lehrerinnen und Lehrer, welche Fähigkeiten die Kinder im Modul «Medien und Informatik» lernen sollten. Die Schulen sollen die Kinder bis Ende der obligatorischen Schulzeit fit machen für die digitale Zukunft.

Im Kanton Freiburg wird der Lehrplan 21 auf das Schuljahr 2019/20 hin eingeführt.

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