Angela Merkel hat alle in den Schatten gestellt. Auf 41,5 Prozent kommt ihre Union von CDU und CSU laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis. Das sind fast acht Prozent mehr als bei der letzten Wahl.
Kommentatoren überbieten sich mit Superlativen. Doch Merkel bleibt bescheiden, spricht aber immerhin von einem Superergebnis. «Ich darf den Wählerinnen und Wählern versprechen: Wir werden damit verantwortungsvoll und sorgsam umgehen. Herzlichen Dank!» Fast hätte die Union die absolute Mehrheit geschafft, aber nur fast.
«Traurigste Stunde» der FDP
Umgekehrt das Abschneiden der FDP, der bisherigen Regierungspartnerin der CDU/CSU. Da ist von Debakel, Demütigung oder historischer Schmach die Rede. Die FDP verliert 10 Prozent der Stimmen. Mit neu 4,8 Prozent scheidet sie erstmals in ihrer Geschichte aus dem Bundestag aus. «Das ist die bitterste, die traurigste Stunde in der Geschichte dieser Freien Demokratischen Partei», sagte Parteichef Rösler.
Mit 4,7 Prozent schafft es auch die europakritische Partei Alternative für Deutschland (AfD) knapp nicht ins Parlament. Für ihre erste Bundestagswahl ist es aber immerhin ein Achtungserfolg.
Weniger turbulent sind die Verschiebungen im links-grünen Lager. Die SPD hat sich etwas von ihrem historischen Tief von 2009 erholt und steht neu bei gut 25,5 Prozent. Grüne und Linke büssen hingegen Stimmen ein und fallen auf rund 8,5 Prozent. Bei den letzten Wahlen waren ihre Zahlen noch zweistellig.
Deutschland neu geordnet
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Die deutsche Politik sieht ab heute anders aus. Kanzlerin Merkel braucht einen neuen Partner. Schwarz-rot, eine grosse Koalition mit der SPD, wäre naheliegend. Parteichef Sigmar Gabriel will aber nicht unter allen Umständen in der Regierung mitwirken. «Es wird immer um Inhalte gehen, und über die ist ja noch gar nicht geredet worden. Das ist jetzt alles eine Angelegenheit der Kanzlerin.» Denkbar ist auch ein Bündnis mit den Grünen. In den Parteien beginnt heute das Aushecken von Szenarien - in einem politisch neu geordneten Deutschland.