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Ein Monat nach der Flut Massenproteste in Valencia nach dem Flut-Missmanagement

  • Einen Monat nach der Flutkatastrophe mit 230 Toten in Valencia haben am Samstag erneut Zehntausende Menschen protestiert.
  • Sie kritisieren das Krisenmanagement der Behörden.
  • Laut Angaben der Präfektur zogen fast hunderttausend Menschen durch die Innenstadt von Valencia.

Viele der Protestierenden forderten den Rücktritt von Regionalpräsident Carlos Mazón oder dessen Inhaftierung. Mazón, und auch der nationalen Regierung von Pedro Sánchez in Madrid, wird vorgeworfen, die Bevölkerung nicht rechtzeitig über das Ausmass des Unwetters am 29. Oktober informiert zu haben. In einigen betroffenen Gemeinden traf zudem tagelang keine staatliche Hilfe ein.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die betreffenden Behörden nicht wussten, wie sie in so einem Katastrophenfall reagieren müssen, wie sie beispielsweise einen Alarm auslösen oder möglichst schnell Hilfe aktivieren. Mehr als 100'000 Menschen hatten bei einer Demonstration am 9. November in Valencia bereits den Rücktritt Mazóns gefordert.

Person in Schutzanzug schaufelt Schlamm neben verschlammtem Motorrad.
Legende: «Wenn die Menschen rechtzeitig gewarnt worden wären (...), wäre das nicht passiert», sagte ein Demonstrant der Nachrichtenagentur AFP. «Alles andere sind nur Ausreden», fügte er hinzu. Reuters/Eva Manez (28.11.2024)

Um 20:11 Uhr hielten Demonstrierende ihre Handys in die Höhe und riefen «Mörder, Mörder» – zu diesem Zeitpunkt war die Warnmeldung der regionalen Behörden am 29. Oktober auf den Telefonen der Menschen angekommen, zwölf Stunden nach einer Unwetterwarnung der nationalen Wetterbehörde. In vielen Orten lief das Wasser zu dieser Uhrzeit bereits durch die Strassen.

Aufräumarbeiten noch nicht abgeschlossen

Die Aufräumarbeiten dauern über einen Monat nach der Katastrophe vielerorts an. Die Strassen sind im Überschwemmungsgebiet nun frei, doch in vielen Haushalten stehen Keller und Garagen weiterhin unter Schlamm.

«Die Menschen spüren die Folgen der Katastrophe noch. Gleichzeitig sehen sie, dass die Politik immer noch mit dem Streit um die Verantwortlichkeiten beschäftigt ist. Das macht es ihnen unmöglich, wieder zurück in die Normalität zu finden. Das ist der Hauptgrund für die Wut und den Ärger», sagt die freie Journalistin Julia Macher in Valencia.

Menschenmenge bei Nacht mit erhobenen Smartphones und Schildern.
Legende: «Was falsch gelaufen ist? Inkompetenz», sagte eine Demonstrantin. «Wir sind hier, weil es viele inkompetente Menschen gibt, die immer noch bezahlt werden.» AP Photo/Alberto Saiz (30.11.2024)

In Spanien sind eigentlich die Regionen für den Katastrophenschutz zuständig. Mazón hatte sich nach der Flut zwar für «Fehler» entschuldigt, lehnte einen Rücktritt aber ab. Der Politiker von der konservativen Volkspartei sagte, er sei nur unzureichend und zu spät von nationalen Behörden informiert worden, und machte der linksgerichteten Regierung in Madrid schwere Vorwürfe. Bisher hat Mazón hauptsächlich Posten umbesetzt, selber jedoch keine Verantwortung übernommen.

Konsequenzen für die Politik noch unklar

Die Diskussionen um Verantwortlichkeiten spiegeln die tiefe politische Polarisierung in Spanien wider. «Es ist fast unmöglich, in diesem Klima Sachpolitik zu machen», sagt Journalistin Macher. Sie rechnet nicht damit, dass die Proteste unmittelbar politische Konsequenzen bewirken. Vergangene Fehlentscheide hätten gezeigt, dass die Politikerinnen und Politiker oft erst bei späteren Wahlen abgestraft werden.

Die Region Valencia war am schlimmsten von dem Unwetter betroffen, dort starben 222 der insgesamt 230 Opfer. Zudem wurden Sachschäden in Millionenhöhe verursacht.

SRF 4 News, 2.12.2024, 9:40 Uhr ; 

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