- Während dem Ringen um eine Einigung an der 29. Weltklimakonferenz (COP29) haben die Gruppe der Inselstaaten und die Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder den Verhandlungssaal verlassen.
- Für Wissenschaftsredaktor Christian von Burg, der für SRF vor Ort berichtet, ist die «Gefahr, dass die Verhandlungen scheitern, gross». Doch es könne noch eine Einigung erzielt werden.
- Beim Streit geht es darum, dass Entwicklungsländer mehr Geld zur Bewältigung von Klimaschäden fordern als die reicheren Länder bereit sind zu bezahlen.
Ein Sprecher der Inselstaaten fragte: «Wie könnt ihr von uns erwarten, dass wir zu den Frauen, Männern und Kindern in unseren Ländern mit einem Deal zurückkehren, der sie mit Sicherheit in weitere Gefahren stürzen wird?» Was hier geschehe, mache deutlich, dass Industrie- und Entwicklungsländer in unterschiedlichen Booten sässen. «Nach dem Ende dieser COP29 können wir nicht einfach in den Sonnenuntergang segeln. Wir gehen buchstäblich unter.»
Es ist derzeit offen, ob überhaupt eine Einigung zustande kommt. Der britische Sender BBC schreibt: «Die COP29 steht nun am Randes des Kollapses.» Demnach skandieren einige Vertreterinnen und Vertreter von Umwelt- und Menschenrechtsgruppen, die der Konferenz beiwohnen, «kein Abkommen ist besser als ein schlechtes Abkommen».
Zentraler Streitpunkt ist, wie stark die Finanzflüsse an Entwicklungsländer aufgestockt werden und wer dafür zahlen muss. Dutzende Entwicklungsstaaten hatten vehement Gelder in Billionenhöhe gefordert. Auch eine unabhängige UNO-Expertengruppe kommt zu dem Schluss, dass der Bedarf an externer Hilfe bis 2030 rund 1000 Milliarden US-Dollar pro Jahr beträgt – und sogar 1300 Milliarden bis 2035. Doch die reicheren Länder scheinen dazu nicht bereit zu sein.
Wir müssen zu einem Ergebnis kommen!
Aus Verhandlungskreisen ist laut der DPA deutlich geworden, dass statt der 250 Milliarden US-Dollar, die zunächst als jährliche Klimahilfen von Industriestaaten in ärmere Länder vorgeschlagen wurden, nun 300 Milliarden Dollar im Raum stehen.
Die Konferenz hätte eigentlich schon Freitagabend enden sollen, viele Teilnehmende reisen nach und nach ab. Gerade Delegierte aus ärmeren Ländern können Flüge und Hotels nicht umbuchen.
Die aserbaidschanische Präsidentschaft hat bei der darauffolgenden Sitzung nach dem Eklat angekündigt, dass das Plenum noch am Abend Beschlüsse zu noch strittigen Punkten fassen soll. Die Regierung Brasiliens, die den Klimagipfel nächstes Jahr ausrichtet, rief die rund 200 Staaten zu Kompromissen auf. «Wir müssen zu einem Ergebnis kommen! Einem Ergebnis, das angesichts des Notfalls, mit dem wir konfrontiert sind, zumindest akzeptabel ist», sagte die brasilianische Umweltministerin Marina Silva im Plenum.
Finanzhilfen laufen 2025 aus
Dass möglicherweise kein Deal zustande komme, sei unüblich, berichtete die BBC. Gelinge keine Einigung, würden die bislang beschlossenen Finanzhilfen von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr 2025 auslaufen.
Konkret bedeutet das, dass viele Länder nicht genug Geld haben, um wirksam Klimaschutz auf die Beine zu stellen und sie sich auch nicht ausreichend anpassen können. Im Endeffekt: mehr Leid, mehr Zerstörung und mehr Migration in reichere Weltregionen wie Europa.
Laut dem Klima- und Umweltforscher Mark Poynting, der für die BBC schreibt, wird ein Abschlussabkommen wohl bis zur kleineren Halbjahreskonferenz im deutschen Bonn im Juni 2025 auf sich warten müssen – was das letzte Mal im Jahr 2000 geschehen sei.