In Ecatepec werden so viele Autos gestohlen wie sonst nirgends in Mexiko. Auch die Mordrate gehört in diesem Vorort von Mexiko-Stadt landesweit zu den höchsten. Und genau dort will der Papst am Sonntag die Messe feiern. Er besucht aber auch Ciudad Juárez, jene Stadt also, die wegen der Mafiamorde lange als die gefährlichste der Welt galt.
Mafiosi werden exkommuniziert
Predigen will der Pontifex auch in Morelia, wo die Mafia vor einigen Jahren mit Splitterbomben wahllos Leute tötete und verletzte. Die päpstliche Mexiko-Reise ist nur schon wegen dieser Route ein Statement. Und wer es wortwörtlich haben möchte, dem sagte es Franziskus schon vor zwei Jahren in Kalabrien , im tiefsten Süden Italiens: «Wer im Leben den falschen Weg wählt, und zu denen gehören die Mafiosi, die sind nicht in der Gemeinschaft mit Gott, denn sie sind exkommuniziert.»
Exkommuniziert, das heisst: ein Mafioso darf keine Sakramente, zum Beispiel keine Kommunion empfangen. Der Ausschluss gilt aber auch für die kirchliche Heirat oder die Beichte. Eine pauschale Exkommunizierung wirft Fragen auf, nur schon die, wer denn genau als Mafioso zu gelten habe. Deshalb wurden diese päpstlichen Worte vor allem als ein starkes Zeichen verstanden. Diesem Papst ist die Mafia ganz offensichtlich ein Gräuel.
Das versteht sich doch von selber, könnte man einwenden. Schon, doch vor Franziskus hatte nie ein Papst so klare Worte gefunden. Vorgänger Benedikt etwa besuchte auf seiner Mexikoreise keinen Mafia-Ort. Franziskus aber wird Opfer und Angehörige von Verschwundenen treffen. Er wird in einem Gefängnis mit Tätern sprechen. Das alles weckt viel Hoffnung in Mexiko.
In Kalabrien hat sich wenig geändert
Ein Blick zurück nach Kalabrien allerdings zeigt, dass sich seit der päpstlichen Exkommunizierung wenig geändert hat. In zu vielen kalabrischen Dörfern schweigen die Priester weiterhin, obwohl sie genau wissen, dass die Mafia von Haus zu Haus geht, um Schutzgeld zu erpressen.
Mit einiger Regelmässigkeit kommt es gar vor, dass Prozessionen vor dem Haus des lokalen Mafiabosses Halt machen. Die Männer, die die Madonna auf ihren Schultern tragen, gehen in die Knie vor dem Haus und dem Boss, und mit ihnen verneigt sich auch die Madonna vor der Mafia.
Dass dieser Papst ab morgen in Mexiko solches geisselt, das mag helfen im Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Doch entschieden wird dieser Kampf vor allem unter den Jungen, zum Beispiel in Ecatepec. Wenn möglichst viele von ihnen eine Stelle finden, legal und mit einem Lohn, der zum Leben reicht, verliert die Mafia an Anziehungskraft.