Unbekannte hätten am Mittwoch in der Hauptstadt Grosny die Polizei angegriffen, teilte das russische Anti-Terror-Komitee NAK mit. Bei den Kämpfen starben demnach zehn Beamte und zehn Angreifer. Die schwersten Gefechte seit Monaten in Tschetschenien werfen ein Schlaglicht auf die labile Sicherheitslage in der Region.
Erinnerung an den ersten Tschetschenienkrieg?
Es kursiere ein Bekennervideo der Terrorgruppe Kaukasus-Emirat, sagt SFR-Korrespondent Peter Gysling. Die Extremisten hätten mit dem Angriff mutmasslich an den ersten Tschetschenienkrieg vor 20 Jahren erinnern wollen.
Tschetschenien war zweimal Schauplatz von Kriegen russischer Streitkräfte gegen Separatisten. Der jüngste Vorfall ereignete sich kurz vor der Parlamentsrede Präsident Wladimir Putins, der in Moskau Russlands Stärke betonte.
Hartes Vorgehen der Regierung
Die Angreifer hätten auch eine Schule sowie ein Gebäude lokaler Medien gestürmt, fügte NAK hinzu. Bei den Kämpfen seien 28 weitere Sicherheitskräfte verletzt worden. Putin lobte den Präsidenten der südrussischen Teilrepublik, Ramsan Kadyrow, für einen «professionellen Einsatz».
Kadyrow hat den Ruf, mit harter Hand seine Herrschaft und die Interessen der Moskauer Regierung durchzusetzen. Ihm sei es gelungen, vordergründig eine ruhige Atmosphäre in Tschetschenien zu schaffen, sagt Korrespondent Gysling. Mit dem äusserst harten Vorgehen gegen Extremisten habe Kadyrow die Unruhen aber lediglich verlagert, etwa in die benachbarte Republik Dagestan.
Radikalisierung durch IS-Kämpfer
Der radikale Islamismus im Nordkaukasus werde von Rekrutierungsbemühungen des sogenannten Islamischen Staats IS zusätzlich befeuert. Angeworbene Kämpfer zögen in den Krieg in Syrien und führten nach der Rückkehr in den Kaukasus zu einer weiteren Radikalisierung und Professionalisierung des Terrorismus, sagt Gysling.