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International Grossteil der Afghanen trotzt Taliban-Drohungen

Trotz mehrere Anschläge und Einschüchterungsversuchen seitens der Taliban beteiligten sich fast 60 Prozent an der Präsidentschaftswahl in Afghanistan. Die Urnen sind nun offiziell geschlossen.

In Afghanistan wird gewählt

In Afghanistan sind die Urnen für die Präsidentschaftswahl offiziell geschlossen. Allerdings durften jene Personen, die noch rechtzeitig vor den Wahllokalen anstanden, ihre Stimme noch abgeben. Wegen des grossen Andrangs war die Öffnungszeit um eine Stunde verlängert worden. Dies teilte die lokale Wahlkommission mit.

Die Wahlkommission bezifferte die Wahlbeteiligung mit 58 Prozent. Mehr als ein Drittel davon seien Frauen gewesen. In mehreren Provinzen waren laut der Kommission wegen des riesigen Aufmarschs an Wählern die Stimmzettel ausgeangen. Die lokalen Wahlbeobachter sprachen aber von einem erfolgreichen Urnengang.

350'000 Sicherheitskräfte im Einsatz

Der Wahltag wurde allerdings von Anschlägen der Taliban überschattet. Mehrere Menschen wurden verletzt, zwei Polizisten starben. Die afghanischen Sicherheitskräfte ihrerseits wollen landesweit «Dutzende Aufständische getötet» haben, so der Vize-Innenminister.

Das Land und insbesondere die Hauptstadt Kabul glichen einer Festung: Kontrollposten an jeder Ecke und 350'000 afghanische Sicherheitskräfte in höchster Alarmbereitschaft.

Vor den Wahllokalen wurden die Menschen auf Waffen oder Sprengstoff durchsucht. Die kritische Sicherheitslage hatte denn auch zur Folge, dass 211 der über 6000 Wahlzentren geschlossen blieben. Über 700 weitere waren aufgrund Drohungen der Taliban bereits vor dem Wahltag dicht gemacht worden.

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12 Millionen Afghanen waren aufgerufen, einen Nachfolger von Präsident Hamid Karsai zu wählen. Karsai führte das Land am Hindukusch seit dem Sturz der Taliban im Herbst 2001, darf nach zwei Amtszeiten aber nicht erneut antreten. Es handelt sich um die erste demokratische Machtübergabe in der Geschichte des Landes.

Vermutlich wird Stichwahl nötig

Unter den acht Kandidaten, die sich um seine Nachfolge bewerben, gelten Karsais langjähriger Rivale Abdullah Abdullah, der renommierte Intellektuelle Aschraf Ghani und der frühere Aussenminister Salmai Rassul als Favoriten.

Da wahrscheinlich kein Kandidat die absolute Mehrheit erhält, dürfte am 28. Mai eine Stichwahl notwendig werden. Wegen der schwierigen Machtverhältnisse könnte es nach Einschätzung von Diplomaten schliesslich bis Oktober dauern, ehe der neue Präsident sein Amt antritt.

Die radikal-islamischen Taliban hatten im Vorfeld mit zahlreichen Anschlägen versucht, die Abstimmung zu verhindern. Am Freitag wurde bei einem Angriff im Osten des Landes eine deutsche Kriegsfotografin getötet.

Von den 30 Millionen Afghanen sind zwölf Millionen wahlberechtigt. Wegen der schlechten Sicherheitslage wird jedoch voraussichtlich mindestens jedes zehnte Wahllokal geschlossen bleiben.

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