Zum Inhalt springen

International Hoeness-Affäre: Ermittlungen auch gegen seinen Banker

Ein Angestellter der Schweizer Privatbank Vontobel ist im Zusammenhang mit der Affäre um den früheren FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeness in Warschau vorübergehend festgenommen worden. Die für den Fall Hoeness zuständige Staatsanwaltschaft München bestätigte die Festnahme.

Firmenschild von Vontobel vor dem Zürcher Bankgebäude
Legende: Die Bank Vontobel betreute Uli Hoeness als Kunden. Keystone

Laut dem Finanzportal «Inside Paradeplatz», das den Fall Hoeness in der Schweiz öffentlich machte, wurde dem Vontobel-Banker im Prozess gegen den ehemaligen Fussballfunktionär selber nichts vorgeworfen. Doch seien sein Name und die für Hoeness getätigten Geschäfte bekannt geworden. Somit hätten die deutschen Steuerfahnder die Unterlagen verwenden können, um ein Verfahren gegen den Banker zu eröffnen.

Die Bank Vontobel hat Kenntnis von der Festnahme, will aber den Fall wegen des laufenden Verfahrens nicht kommentieren. Der Angeschuldigte befindet sich wieder auf freiem Fuss. Ein Gericht in Warschau erklärte, der Schweizer sei wegen des Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorübergehend festgenommen und gegen Kaution wieder freigelassen worden. Der europäische Haftbefehl ging nach Angaben deutscher und polnischer Behörden auf ein Ermittlungsverfahren in München zurück.

Staatsanwaltschaft bestätigt Festnahme

Das Landgericht München hatte Hoeness im März wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Der 62-Jährige, der daraufhin von seinen Ämtern beim FC Bayern zurücktrat, verbüsst diese Strafe zurzeit in der bayerischen Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München bestätigte die Festnahme in Polen, äusserte sich aber nicht näher. In Steuerstrafverfahren gelten in Deutschland besondere Geheimhaltungsvorschriften.

Nachdem die polnischen Behörden den Banker bereits am Mittwoch festgenommen hatten, liess ihn das Bezirksgericht in Warschau am Donnerstag vorläufig für sieben Tage wieder frei. Im Gegenzug musste der Mann nach Gerichtsangaben seinen Reisepass und eine Kaution von einer Million Zloty (rund 285'400 Franken) hinterlegen. Er müsse sich regelmässig bei der Polizei melden und dürfe das Land nicht verlassen, hiess es.

Die Rolle des Bankers war im Prozess gegen Hoeness öffentlich zur Sprache gekommen. Der Schweizer war demzufolge jahrelang ein Vertrauter von Hoeness. Für den Fussballmanager konstruierte er ein komplexes Devisenhandelsschema, mit dem Hoeness Millionen bewegte.

Meistgelesene Artikel