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Berlusconi steckt seinen Wahlzettel in die Urne bei der Wahl vom 5. Juni.
Legende: Berlusconi ist der politische Instinkt abhanden gekommen, wie die Kommunalwahl in Rom gezeigt hat. Keystone

International Trotz neuer Herzklappe – Berlusconi ist politisch so gut wie tot

Italiens früherer Regierungschef Silvio Berlusconi hat eine neue Herzklappe. Die Operation vom Dienstag sei gelungen, sagen seine Ärzte. Ob der «Cavaliere» aber je wieder aktiv politisieren wird, ist fraglich – nicht nur wegen seiner Herzkrankheit.

«Berlusconi in Pension? Das wäre wie ein Löwe im Käfig», sagt sein Leibarzt, der den bald 80-Jährigen immer wieder auffordert, endlich kürzer zu treten. Es ist eine zwiespältige Botschaft.

Wie aktiv der frühere italienische Premier Silvio Berlusconi weiter sein will, das muss er letztlich selber entscheiden. Allerdings liegt er noch immer auf der Intensivstation eines Mailänder Spitals und bisher hat man nichts vom ihm gehört. Eigentlich sind die Zeichen klar: Mit jedem Tag ohne Verlautbarung verschwindet Berlusconi mehr von der bunten, italienischen Bildfläche.

Parteikollegen verlassen das sinkende Schiff

Die von ihm gegründete Partei Forza Italia gibt es zwar noch, aber wer konnte, hat dieses sinkende Schiff verlassen. Auch die treusten der Getreuen Berlusconis von gestern sind längst zu Matteo Renzi übergelaufen.

Früher hatte der «Cavaliere» einen ausgeprägten politischen Instinkt. Inzwischen ist er ihm abhandengekommen. Bei der wichtigen Kommunalwahl in Rom portierte er einen Kandidaten, der so unpopulär war, dass er ihn vorzeitig aus dem Rennen nehmen musste. Dann unterstützte Berlusconi einen Parteilosen, der im ersten Wahlgang nur auf zehn Prozent der Stimmen kam. Nun rät der frühere Premier, bei der Stichwahl am nächsten Sonntag leer einzulegen. Diesen Tipp werden die Römerinnen und Römer mit Sicherheit nicht befolgen.

Auch der Fussball zieht nicht mehr

Das eindrücklichste Zeichen vom Niedergang des «Cavaliere» aber ist ein ganz anderes: Er will seinen defizitären und zunehmend erfolglosen Fussballclub AC Mailand an chinesische Investoren verhökern. Wenn es so etwas wie Brot und Spiele in der Politik gibt, dann blieb Berlusconi den Italienern das Brot oft schuldig. Spiele hingegen bot er. Der Fussball war für ihn stets ein Vehikel, mit dem er um Popularität und Stimmen buhlte. Das ist nun vorbei.

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