John McCain ist schon seit Tagen auf allen Fernsehkanälen anzutreffen. Der Senator aus Arizona macht Druck auf Barack Obama, endlich etwas in Syrien zu unternehmen. Der Präsident mache seinen Drohungen nie wahr. Die rote Linie, die mit einem Giftgaseinsatz überschritten wurde, sei wohl mit Zauberfarbe gezogen worden, sagte er etwa in der «Tonight Show» von Talkmaster Jay Leno.
Am Wochenende folgte dann die Entscheidung Obamas, mit dem Segen des Kongresses doch zu handeln. McCain begrüsste dies, fügte aber an, dass isolierte Militärangriffe nicht genügten. Nach einem Treffen gestern im Weissen Haus erklärte McCain, er sei mit an Bord – um heute dann diese Präzisierung nachzuschieben: Er sei ermutigt. Doch für eine Militäraktion könne er nur stimmen, wenn er sämtliche Details kenne und diese für ihn auch Sinn machten.
Einziger Senator in Syrien
McCain ist nicht leicht zufriedenzustellen. Er hat seine Überzeugungen. Seine Meinung bildet er sich, anders als andere Senatoren, selber vor Ort. Im Mai reiste der 77-jährige Aussenpolitiker als erster und bis jetzt einziger Senator nach Syrien und traf sich dort mit Rebellen. Seither ist er noch stärker überzeugt, dass die USA die Rebellen im Kampf gegen das Assad-Regime zusätzlich unterstützen müssen.
McCain gilt als Hardliner; als einer, der an die aussenpolitische Gestaltungsfähigkeit der USA glaubt, zur Not auch mit Gewalt. Anders als Obama: In den Augen McCains schmälert dieser durch seine Politik des Zögerns das Ansehen und den Einfluss der Vereinigten Staaten.
Schmerzliche Niederlage
Der Vietnam-Veteran und Kriegsheld McCain hat noch nie viel von Obama gehalten. Als Barack Obama 2004 Senator wurde, schaute er auf den Neuling herab. Als dieser ihn dann 2008 im Präsidentschaftswahlkampf schlug, war die Beziehung zerrüttet. McCain hat die Niederlage nie überwunden. Er ist zu einem der härtesten Obama-Kritiker geworden, nicht nur in der Syrienfrage. Er verhinderte praktisch im Alleingang die Nomination von Susan Rice zur Aussenministerin. Und er hat angedroht, eine Vertragsverlängerung des Generalstabchefs zu verhindern.
McCain hat aber auch innerhalb seiner Partei eine spezielle Rolle inne. Er ist politisch schlecht fassbar, nimmt oft eine Position ein, die jener der Partei widerspricht, vor allem, seit diese immer mehr nach rechts abdriftet: Er ist etwa für die Einschränkung des Waffenrechts und er war Mitglied jener Achtergruppe, die die Immigrationsreform durch den Senat brachte. Tea-Party-Vertreter wie Rand Paul und Ted Cruz nannte er kürzlich Spinner.
Gewiefter Rhetoriker
Sich selbst sieht McCain als Maverick – einen Aussenseiter. Er werde oft so betitelt. Nicht immer sei das lobend gemeint, sagte er 2008. Aber für ihn stehe fest: Er arbeite für keine Partei, keine Lobby, nicht für sich – sondern nur fürs Volk.
Die Rhetorik eines gewieften Politikers, der umgarnt sein will. Das weiss auch Obama, der jetzt auf die Ja-Stimme McCains angewiesen ist. Er gab ihm Sonderjobs – kürzlich etwa, als er ihn für Gespräche nach Ägypten schickte.
Jetzt braucht Obama den republikanischen Aussenpolitiker erneut. Dieser ziert sich. Am Ende wird McCain Obama wohl unterstützen. Bis zum Abstimmungstermin im Kongress aber darf er das tun, was er am liebsten macht: TV-Auftritte absolvieren.