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Neue Provokation aus Pjöngjang Nordkorea brüstet sich mit erneutem Atomwaffen-Test

  • Nordkorea hat nach eigenen Angaben «erfolgreich» eine Wasserstoffbombe gezündet.
  • Erdbebenwarten in den USA, Südkorea und Japan hatten zuvor ungewöhnliche Stosswellen registriert, die von einer Atomexplosion herrühren könnten.
  • Trotz aller Sanktionen hätte das isolierte Land damit seinen bisher grössten Atomwaffentest unternommen.
  • Selbst Nordkorea-freundliche Staaten wie Russland und China verurteilten den Test.

Nordkorea hat offenbar einen neuen Atomtest vorgenommen – gemäss eigenen Angaben wurde diesmal eine Wasserstoffbombe gezündet. Die chinesische Erdbebenwarte, der US-Erdbebendienst sowie der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich berichteten von einem Beben der Stärke 6,3 im Nordosten des abgeschotteten Landes in einer Tiefe von null Metern.

Auslöser sei vermutlich eine Explosion, erklärte das Erdbebenamt. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete unter Berufung auf das Präsidialamt ebenfalls, es könne sich um den sechsten Atomtest des Nordens handeln.

Die Wasserstoffbombe

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Die Wasserstoffbombe setzt Energie aus der Verschmelzung von Atomkernen frei. Bei dieser Fusion verschmelzen unter anderem die Wasserstoff-Isotope Deuterium und Tritium zu Helium. Zur Zündung des Gemisches sind mehr als 100 Millionen Grad erforderlich. Deshalb enthält eine H-Bombe als Zünder eine Atombombe.

Zweites Erdbeben nahe dem ersten

Epizentrum des Bebens sei der Bezirk Kilju gewesen, wo das Atomtestgelände liegt, hiess es unter Berufung auf Behörden. Kurz darauf meldete Yonhap ein zweites Erdbeben der Stärke 4,6 in Nordkorea. Das Beben ereignete sich laut Angaben von Chinas Erdbebenbehörde acht Minuten nach der ersten Erschütterung ebenfalls in einer Tiefe von null Metern.

Kurz vor den Erdbeben hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un verkündet, sein Land habe jetzt auch eine Wasserstoffbombe entwickelt, mit der eine Interkontinentalrakete (ICBM) bestückt werden könne. Nordkoreas Führer habe bei einem Besuch im staatlichen Atomwaffeninstitut eine H-Bombe inspiziert, die auf eine ICBM montiert werden sollte, berichteten die Staatsmedien.

Das Institut habe damit den Vorgaben der herrschenden Arbeiterpartei entsprochen, einen Durchbruch bei der atomaren Bewaffnung zu erzielen. Die Angaben liessen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

War es tatsächlich eine Wasserstoffbombe? Einschätzungen von SRF-Mitarbeiter Thomas Stalder

Nordkorea hat bereits letztes Jahr behauptet, eine Wasserstoffbombe getestet zu haben. Internationale Experten widersprachen, die Sprengkraft war deutlich zu gering damals. Diesmal war sie 4 bis 5mal höher. Aber es gibt deutliche Zweifel, dass es wirklich eine Wasserstoffbombe war. Es ist allenfalls möglich, dass eine sogenannte Fusionsbombe getestet worden ist. Das ist etwas zwischen einer Atombombe und einer Wasserstoffbombe. Aber wirklich wissen wir es nicht.

Beben in der Schweiz und Deutschland registriert

Die Stärke des heftigen Erdbebens in der Region des nordkoreanischen Testgeländes könnte Seismologen zufolge tatsächlich ein Indiz für eine Wasserstoffbomben-Explosion sein.

Die seismischen Signale vom Schweizerischen Erdbebendienst und der deutschen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) registriert worden. In Deutschlland seien sie an einer Messstation im Bayerischen Wald gut elfeinhalb Minuten nach der 8200 Kilometer entfernten Explosion aufgezeichnet worden, so die BGR.

Während die Sprengkraft der Tests von 2013 und 2016 im Bereich von 10 bis 25 Kilotonnen des Sprengstoffes TNT gelegen habe, liege die Sprengkraft der jüngsten Explosion nach ersten Abschätzungen im Bereich «weniger hundert» Kilotonnen TNT-Äquivalent. Die Explosion sei somit um ein Vielfaches stärker als die bisherigen Nukleartests Nordkoreas gewesen. Die norwegische Bebenwarte sprach gar von einem TNT-Äquivalent von 120 Kilotonnen.

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