Muss das sein? So tönt es jeweils, wenn ein Staatsbesuch beginnt. Roter Teppich. Militärkapelle. Strammstehende Soldaten. Reden miteinander. Reden zum Volk. Staatsbankett. Dazu ein Besuch ausserhalb der Hauptstadt.
Monate dauern die Vorbereitungen, Millionen verschlingen mitunter die Kosten. Staatsbesuche stehen zuoberst in der Hierarchie bilateraler Kontakte. Darunter gibt es Diplomatenrunden, Ministertreffen, Arbeitsbesuche.
Dient der Pomp der Eitelkeit der Staatspräsidenten?
Im Mittelalter trafen sich Monarchen auf einer Brücke, sprachen durch ein Holzgitter. So begann es. Später ging es immer bombastischer zu. Fragt sich, ob höfisch anmutendes Zeremoniell noch zeitgemäss ist? Gerade in einem zutiefst republikanisch geprägten Land wie der Schweiz. Und dient der ganze Pomp in erster Linie der Eitelkeit der Staatspräsidenten – oder ist er sogar nützlich?
Alle wissen, dass bei Staatsbesuchen nichts ver- und nichts ausgehandelt wird. Kein Krieg wird vom Zaun gebrochen, kein Friede geschlossen. Und werden jeweils politische Durchbrüche oder Wirtschaftsverträge präsentiert, so ist das pure Inszenierung. Denn sie sind das Ergebnis langer Vorarbeit.
Auch symbolische Politik ist wichtig
Kritik wird allenfalls behutsam geäussert. Keiner soll das Gesicht verlieren. Es geht also weniger um Substanz als um Symbolik.
Bloss: In der Politik ist Symbolik wichtig. Worte. Gesten. Rituale. Es geht auch um ein bisschen Spektakel, um Selbstdarstellung, ums Selbstverständnis. Darum, wie wir als Nation wahrgenommen werden wollen. Gerade die Schweiz als Kleinstaat.
Staatsbesuche als offizielle Friedensdemonstrationen
Aussenpolitik ist auf Neudeutsch ein «People's Business». Es geht nicht immer nur um Inhalte, es geht um Menschen. Beziehungen zwischen Staaten können in der Sache noch so gut sein – sie werden getrübt, wenn die Spitzenpolitiker einander nicht verstehen, wenn die Chemie nicht stimmt.
Und schliesslich – was gerade angesichts der aktuellen weltpolitischen Spannungen bedeutsam ist: Staatsbesuche sind immer auch offizielle Friedensdemonstrationen. Es wird sozusagen vor grossem Publikum die Friedenspfeife geraucht.