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Präsidentenwahl in Österreich «Dies ist eine Richtungswahl»

Was Heinz Fischer tut, tut man normalerweise nicht. Der ehemalige Bundespräsident von Österreich bezieht im Wahlkampf um seine Nachfolge klar Stellung.

Die Aussagen des früheren österreichischen Präsidenten in Kürze

  • Bei dieser Wahl gehe es um eine Richtungswahl , um Österreichs Zukunft. Diese Zukunft könne nur Van der Bellen heissen, macht der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer klar.
  • Der Wahlkampf sei selten so aggressiv gewesen, so Fischer. Trotzdem ist er zuversichtlich , dass sich die Stimmung wieder beruhigt . Man wisse, dass man wieder miteinander arbeiten muss.

Zur Person

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Der Sozialdemokrat Heinz Fischer war von 2004 bis 2016 österreichischer Bundespräsident. Zuvor war er bereits Minister und jahrzehntelang im Parlament. Seit dem Ende seiner Amtszeit werden die Amtsgeschäfte interimistisch von den drei Nationalratspräsidenten geführt.

78 Jahre ist er jetzt alt, Heinz Fischer, aber noch nicht im Ruhestand. Zurzeit liest er über das österreichische politische System an der Universität Innsbruck: über die Rolle des österreichischen Präsidenten etwa oder über die Veränderungen in der Parteienlandschaft.

Für ihn, der als Präsident auf Ausgleich bedacht war, sind diese Veränderungen inzwischen so stark, dass es am Sonntag zu einem Bruch kommen könnte: «Dies ist eine Richtungswahl, ob man mehr Nationalismus haben will, oder auf europäische Zusammenarbeit setzt. Das sind schon recht wesentliche Unterschiede und daher hab auch ich keinen Zweifel gelassen, welchem der beiden Kandidaten ich den Vorzug gebe: Van der Bellen», sagt der ehemalige Bundespräsident im Gespräch mit SRF.

Die beiden Kandidaten, der Grüne Alexander Van der Bellen und der Rechtsaussen Norbert Hofer, könnten unterschiedlicher nicht sein. Dies zeige sich überall: ob es um die EU-Mitgliedschaft gehe, den Umgang mit Flüchtlingen, oder die Frage, wie ein Präsident seine Macht einsetzen soll.

Da erstaune es ihn, dass sowohl Österreichs Sozialdemokraten als auch die Konservativen – die beide keinen Kandidaten in die Stichwahl brachten – ihrer Anhängerschaft niemanden zur Wahl empfehlen. «Aus irgendeinem Grund, der wahrscheinlich damit zu tun hat, dass bei vergangenen Wahlen die Regierungspartei jeweils einem Kandidaten der anderen Seite gegenüberstand, hat sich die Praxis eingespielt, dass man keine Wahlempfehlung ausspricht. Es könnte aber auch gut sein, dass jemand sagt: ‹Ich lass mir doch von den Parteien nicht vorschreiben, wen ich wählen soll›. So würde eine Empfehlung gar eine gegensätzliche Reaktion auslösen.»

Beruhigung nach dem Wahlkampf

Selten sei ein Wahlkampf so aggressiv gewesen wie dieses Mal, so Heinz-Fischer. Aber er würde dies nicht überbewerten. Wie er sein Land kenne, werde man sich auch wieder beruhigen. «Wahlkämpfe sind natürlich immer hitzige Zeiten. Zeiten fokussierter Unintelligenz. Es ist unerfreulich, dass dabei sehr viel Aggressivität frei wird. Aber es wird nach dem Wahlkampf auch anders ausschauen als vorher und man wird auch wissen, dass man wieder gemeinsam im politischen Spektrum tätig sein muss».

Wahlkämpfe sind natürlich immer hitzige Zeiten. Zeiten fokussierter Unintelligenz.

Kommt hinzu, dass alle froh sind, wenn dieser Marathon mit dem erstem Wahlgang, aufgehobener Stichwahl, dann verschobener Stichwahl und nun erneuter Wahl am Sonntag endlich vorbei ist. Denn, müde sind sie alle: die Kandidaten, deren Unterstützer und das Wahlvolk.

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