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US-Konjunktur muss warten Trump stoppt Verhandlungen über Covid-Hilfe

Über ein neues Konjunkturpaket soll erst nach den Wahlen verhandelt werden. Die Wall Street reagiert heftig.

Vier Wochen vor den US-Präsidentschaftswahlen hat US-Präsident Donald Trump die Hoffnungen auf ein neues Corona-Konjunkturpaket noch vor der Abstimmung am 3. November zunichtegemacht.

Trump wies die Regierung und seine Republikaner an, bis nach der Wahl nicht mehr mit den Demokraten über ein weiteres Hilfspaket zu verhandeln. Dafür versprach der US-Präsident auf Twitter, dass es «sofort» nach seinem Wahlsieg ein grosses Konjunkturpaket geben werde.

Wall Street schliesst deutlich im Minus

Die Wall Street reagierte auf die Ankündigung erwartungsgemäss entsetzt, wie Börsenspezialist Jens Korte in New York berichtet. Denn ein neues billionenschweres Hilfspaket war eine der grossen Forderungen, um die US-Wirtschaft in Schwung zu halten.

Die Hilfe sollte unter anderem den amerikanischen Fluggesellschaften zugutekommen. Erst vergangene Woche hatte die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in der Hoffnung auf eine baldige Einigung an die Flugbranche appelliert. Sie forderte dabei United Airlines und American Airlines auf, rund 30'000 Leute vorerst nicht unbezahlt freizustellen.

Warum gerade jetzt?

Die Aktien der Airlines gehörten denn am Dienstag auch zu den grossen Verlierern. Grösster Verlierer war aber der Flugzeugbauer Boeing mit einem Abschlag von fast sieben Prozent im Dow Jones, wie Korte erklärt. Der Dow Jones insgesamt zeichnete nach dem Tweet von US-Präsident Trump fast 400 Punkte tiefer. Vorher war es noch recht solide nach oben gegangen.

Der Dow Jones verzeichnete nach dem Tweet von Trump einen Abschlag von fast 400 Punkten.
Autor: Jens Korte Börsenexperte

Kaum ein anderer US-Präsident zuvor hat sich derart mit der Performance des Aktienmarktes identifiziert wie Trump. Dass er gerade jetzt und trotz der absehbaren allergischen Börsenreaktion vorgeprescht ist, wirft laut Korte Fragen auf.

Möglicherweise wolle der Präsident auch nur eine Barriere aufbauen, um die Demokraten doch noch zu Zugeständnissen zu zwingen, sagt Korte: «Aber die Aussicht auf ein Hilfspaket in den nächsten Wochen sind definitiv geringer geworden.» Die Demokraten fordern ein Paket von 2.4 Billionen Dollar, laut den Republikanern müssen 1.6 Billionen Dollar genügen.

Biden liegt weiterhin vorn

Trump, der am Montagabend nach einem dreitägigen Klinik-Aufenthalt wegen seiner Covid-19-Erkrankung ins Weisse Haus zurückgekehrt war, will sich am 3. November eine zweite Amtszeit sichern. Sein demokratischer Gegenkandidat und Ex-Vizepräsident Joe Biden liegt derzeit in Umfragen klar vorne. In einer neuen Erhebung des Nachrichtensenders CNN führt Biden mit 57 zu 41 Prozent.

Das Land ächzt unter der Coronakrise – inzwischen haben sich in den USA nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität mehr als 7.5 Millionen Menschen angesteckt. Mehr als 210’000 Menschen sind nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben – etwa ein Fünftel aller Toten weltweit.

SRF 4 News, 07.10.20. 06:55 Uhr ; 

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