Zum Inhalt springen

Wie weiter mit den «Dreamern»? «Den amerikanischen Traum gibt es auch in Mexiko»

Donald Trump will das Schutzprogramm DACA für junge Migranten beenden. Die Betroffenen kehren zurück in eine unbekannte Heimat.

«Den amerikanischen Traum, den gibt es auch in Mexiko.» Das möchte Israel Concha vermitteln. Der 34-Jährige war selbst ein sogenannter «Dreamer» in den USA, also einer von 800’000 Migranten – hauptsächlich Mexikaner – die als Kinder illegal in die USA gekommen sind. Vor zwei Jahren wurde er nach Mexiko abgeschoben, jetzt will er den Rückkehrern bei der Eingewöhnung helfen.

Gemeinsam mit 20 Freiwilligen bietet er Hilfe mit seiner Organisation «New Comienzos», deren Name sich aus dem englischen Wort für «neu» und dem spanischen Wort für «Anfang» zusammensetzt, und die sich aus Spenden finanziert.

Die Organisation vermittelt Jobs, Spanisch-Kurse und hilft bei Behördengängen. Denn es gibt einiges zu tun, wenn man in ein Land zurückkehrt, das man eigentlich nicht kennt. Egal ob man abgeschoben wurde oder freiwillig zurückkam – alle erhalten Orientierung und Hilfe bei Israel Concha. Und die freiwilligen Rückkehrer werden immer mehr.

Zeit der Unsicherheit

«Unsere Arbeit hat sich im letzten Jahr verdreifacht», sagt Israel Concha. Denn die Organisation unterstützt und informiert nicht nur die Rückkehrer, sondern auch deren Familien und Freunde in den USA. Sie hätten oft Angst, abgeschoben zu werden. Dies, obwohl sie legal in den USA seien. «Es herrscht eine Hysterie!»

Junger Mann.
Legende: Israel Concha war selbst ein Dreamer und lebt nun in Mexiko, wo er anderen Rückkehrern hilft. SRF/Daniela Wachter

Seit Donald Trump im Amt ist, gibt es zwar weniger Abschiebungen als zur Ära Obamas, aber um ein Viertel mehr Verhaftungen. Es ist eine Zeit der Unsicherheit und der Angst für Latinos in den USA.

Der US-Präsident will jungen Migranten das Bleiberecht in den USA entziehen. Im Tauziehen um eine Einigung im Regierungshaushalt ist das Schutzprogramm für die «Dreamer» ein wichtiger Streitpunk zwischen Republikanern und Demokraten. Ein Übereinkommen könnte diese Woche getroffen werden. Aber nichts ist gewiss.

Knapp 80 Prozent der «Dreamer» sind Mexikaner. Die Regierung Mexikos hat allerdings bisher noch nicht viel für sie unternommen. Es sind vor allem private Spender und Initiativen, die helfen wollen, ihren Landsleuten eine neue Perspektive zu geben.

Mexiko lockt Rückkehrer

Die renommierte Universität von Monterrey im Norden Mexikos hat als erste Hochschule ein Projekt ins Leben gerufen, um junge Rückkehrer zu unterstützen. Sie tut dies gemeinsam mit dem Oscar gekrönten Regisseur Alejandro Iñarritu («Birdman»). Migranten, die als Kinder illegal in die USA kamen, sind oft gut ausgebildet und sehr ambitioniert.

Frau.
Legende: Für Monica Manzanilla von der Uni Monterrey sind die Rückkehrer auch eine Chance für das Land. SRF/Daniela Wachter

Das sei eine Chance für Mexiko, sagt Monica Manzanilla, die Zuständige für Stipendien an der Universität. Für jeden Dollar, der gespendet wird, legt die Hochschule einen Dollar drauf. In diesem Jahr sollen fünf weitere Studierende Stipendien erhalten.

Sich willkommen fühlen

Die 19-jährige Paola Morales Martínez verfolgte einst den amerikanischen Traum. Doch als Trump die Wahl gewann, entschieden sich ihre Eltern, nach Mexiko zurückzukehren. Zu gross war die Angst vor der ungewissen Zukunft.

Junge Frau im Gespräch mit Kollegen.
Legende: Paola Morales Martínez wollte nicht nach Mexiko zurück. Nun studiert sie Medizin und ist zufrieden. SRF/Daniela Wachter

Zunächst war Paola skeptisch: «Als meine Eltern mir sagten, dass wir zurück müssen, war ich zuerst total dagegen. Ich sagte, nach Mexiko zu gehen sei ein Schritt zurück. Es gibt hier keine Möglichkeiten.» Jetzt ist die Medizin-Studentin im zweiten Semester und begeistert. Sie hat – wie vier weitere «Dreamer» – ein Vollstipendium erhalten. Ihr wird sogar die Unterkunft bezahlt.

«Ich habe jetzt einen neuen Traum», sagt sie, «den mexikanischen». Zwar musste sie dafür anfangs noch etwas Spanisch lernen und sich den kulturellen Unterschieden anpassen. Aber hier sei auch vieles möglich und, so sagt sie: «Man fühlt sich willkommen».

Sendebezug: SRF 4 News, 10.1.2018 07:30 Uhr

Meistgelesene Artikel