- Astra-Zeneca droht im Zusammenhang mit seinem Covid-19-Impfstoff neues Ungemach.
- Nachdem der Pharmakonzern gerade erst positive Wirksamkeitsdaten aus seiner grossen US-Studie mit dem Vakzin veröffentlicht hat, äussert eine US-Behörde Bedenken an diesen.
- Diese Zweifel ändern aber nichts daran, dass der Impfstoff von Astra-Zeneca bestens wirkt, wie SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg erklärt.
Das vom US-Seuchenexperten Anthony Fauci geführte Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) erklärt, die Zusammenfassung der Wirksamkeits-Angaben sei womöglich nicht vollständig. Darauf habe ein unabhängiges Gremium zur Überwachung der Studie hingewiesen. Das Unternehmen müsse nun mit dem Gremium zusammenarbeiten und die Daten überprüfen.
Laut NIAID hat das Kontrollgremium Bedenken geäussert, dass Astra-Zeneca möglicherweise veraltete Informationen aus der Studie aufgenommen hat, die womöglich eine unvollständige Ansicht der Wirksamkeits-Daten geliefert haben. Es müsse sichergestellt werden, so schnell wie möglich den präzisesten und aktuellsten Datensatz zur Wirksamkeit zu erhalten. Von Astra-Zeneca war zunächst keine Stellungnahme erhältlich.
«Wenn die amerikanischen Behörden jetzt genauere Abklärungen machen, dann kann es auch gut sein, dass es auch die Schweizer Zulassungsbehörde Swissmedic noch genauer wissen will», betont SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg. Möglicherweise komme also die Zulassung des Astra-Zeneca-Impfstoffs in der Schweiz doch nicht so schnell, wie noch gestern vermutet wurde.
Der Impfstoff wirkt gut, es gibt kaum Nebenwirkungen und weil sich bei uns jetzt die 3. Welle anbahnt wäre es wichtig, dass wir so bald wie möglich mehr Impfstoff hätten.
Man stecke in einem grossen Dilemma: «Denn einerseits ist es richtig, dass die Behörde vor der Zulassung eines Impfstoffs alle offenen Fragen abklärt», sagt von Burg. Andererseits sei es so, dass mit dem Impfstoff von Astra-Zeneca in Grossbritannien zum Beispiel schon mehr als 10 Millionen Menschen geimpft wurden. «Der Impfstoff wirkt gut, es gibt kaum Nebenwirkungen und weil sich bei uns jetzt die 3. Welle anbahnt wäre es wichtig, dass wir so bald wie möglich mehr Impfstoff hätten.»
Astra-Zeneca will aktuelle Daten vorlegen
Den am Montag veröffentlichten Studienergebnissen zufolge weist der Impfstoff mit einem Schutz von 79 Prozent vor Covid-19 eine höhere Wirksamkeit auf als bisher ermittelt und führt nicht zu einem erhöhten Thrombose-Risiko. Die Bedenken des NIAID stellen nun aber infrage, ob der Pharmakonzern wie geplant in den kommenden Wochen einen Antrag auf Notfallzulassung für den Impfstoff in den USA stellen kann.
Astrazeneca betonte in einer Stellungnahme, die veröffentlichten Zahlen basierten auf einer Zwischenanalyse mit dem Datenstichtag 17. Februar. Die Ergebnisse einer zusätzlichen Auswertung stimmten mit dieser Zwischenanalyse überein. Das britisch-schwedische Unternehmen kündigte an, umgehend die aktuellsten Wirksamkeits-Daten vorzulegen. Diese Ergebnisse würden innerhalb von 48 Stunden veröffentlicht.
Das britisch-schwedische Unternehmen hat den Impfstoff namens AZD1222 zusammen mit der Universität Oxford entwickelt. Er wird seit Januar in Grossbritannien eingesetzt.
In Europa wurden die Impfungen mit Astra-Zeneca in der vergangenen Woche nach Berichten über Fälle von sehr seltenen Blutgerinnseln vorübergehend gestoppt. Inzwischen wurden sie aber wiederaufgenommen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA wie auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprachen sich für ein Festhalten an dem Impfstoff aus.