- Die SP der Stadt Zürich verzichtet darauf, Kandidaten für die Stadtratswahlen nachzunominieren. Sie gibt damit den Stadtratssitz der Gesundheitsvorsteherin Claudia Nielsen kampflos her, die überraschend nicht mehr antritt.
- Die zwei Wunschkandidatinnen, die Nationalrätinnen Min Li Marti und Jacqueline Badran, verzichteten auf eine Express-Kandidatur.
- Die SP tritt nun mit ihren drei bisherigen Stadträten André Odermatt, Raphael Golta und Corine Mauch, der amtierenden Stadtpräsidentin, an.
Stadträtin Claudia Nielsen hatte am Mittwoch überraschend mitgeteilt, bei den Erneuerungswahlen vom 4. März nicht mehr anzutreten. Für den Verzicht gab die 56-Jährige an, dass sie die politische Verantwortung für «fragwürdige Verbuchungen und Verwendungen von ärztlichen Honoraren» im Stadtspital Triemli übernehme.
Seit der Bekanntgabe Nielsens hatte die SP Gespräche mit ihren beiden Nationalrätinnen Jacqueline Badran und Min Li Marti geführt. Beide sagten jedoch ab.
Ich habe eine schlaflose Nacht hinter mir.
Sie habe lange mit sich gerungen und in der vergangenen Nacht kein Auge zugemacht, sagte SP-Nationalrätin Jacqueline Badran an einer Medienkonferenz am Donnerstagabend. Doch sie habe ein Unternehmen mit 30 Mitarbeitenden, das sie nicht einfach im Stich lassen könne und wolle als Nationalrätin noch einiges bewirken.
Nur noch 3 statt 4 Sitze im Stadtrat
Damit verliert die SP einen ihrer vier Sitze im Zürcher Stadtrat noch vor den Erneuerungswahlen vom 4. März. «Das tut natürlich weh», sagte Co-Parteipräsidentin Gabriela Rothenfluh. Und: «Der Rückzug von Claudia Nielsen ist zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt erfolgt.» Im Falle eines zweiten Wahlgangs würde sich die SP jedoch nochmals eine neue Kandidatur überlegen.
Konkurrenz in den Startlöchern
Nach dem Verzicht der SP auf eine vierte Kandidatur steigen nun die Chancen der Neuen. Sehr gut sind nun die Aussichten der Grünen Karin Rykart. Sie lag schon vor dem Rückzug von Nielsen in Umfragen vorne. Auch gut im Rennen liegt der Freisinnige Michael Baumer. Eng wird nach wie vor der Kampf um den neunten Platz im Zürcher Stadtrat.
Die Parteien justieren nun ihre Strategie für die neue Ausgangslage. Die Grünliberalen rechnen sich mit ihrem Kandidaten Andreas Hauri gute Chancen aus. Sie wollen ihn noch mehr als den «unabhängigen Mann mit integrativer Kraft» zwischen den Blöcken empfehlen.
Top5 ist eher Top4
Und auch die SVP will im Wahlkampf und auf den Strassen von Zürich weiter präsent sein, um nach 28 Jahren endlich wieder den Einzug in den Stadtrat zu schaffen.
Enttäuscht zeigt sich die CVP. Ihr Kandidat Markus Hungerbühler liegt in den Umfragen zurück. Wahlkampfleiter Jean-Claude Virchaux beklagt die mangelnde Unterstützung aus den Reihen der FDP und SVP. Auch sie wollen nun den Wahlkampf noch mehr auf die Strasse tragen.