Die Stadtzürcher Gesundheitsvorsteherin Claudia Nielsen (SP) tritt bei den Stadtratswahlen am 4. März nicht mehr an. Als Grund für den überraschenden Verzicht gibt die 56-Jährige an, dass sie damit die politische Verantwortung für «fragwürdige Verbuchungen und Verwendungen von ärztlichen Honoraren» im Stadtspital Triemli übernehme.
Die Verzichtserklärung von Claudia Nielsen bringt neue Dynamik in den Wahlkampf. Die Geschäftsleitung der SP trifft sich am Donnerstagabend zu einer Sitzung. Dann entscheidet sie, ob die Partei dreieinhalb Wochen vor den Wahlen eine neue Kandidatin aufstellen will.
So reagieren die Parteien
Gabriela Rothenfluh, Co-Präsidentin SP Stadt Zürich: «Wir sind überrascht und überrumpelt worden. Claudia Nielsen stand unter grossem Druck in den letzten Monaten, nun hat sie die Konsequenzen gezogen. Als SP ist es natürlich sehr schwierig, zu diesem Zeitpunkt eine solche Ankündigung zu verkraften und wegzustecken.»
Mauro Tuena, Präsident SVP Stadt Zürich : «Damit habe ich nicht gerechnet. Allerdings gab es im Departement von Claudia Nielsen viel Anlass zu Kritik und sie hat zurecht die Konsequenzen daraus gezogen. Für die Wahlen gibt es nun eine Chancenverschiebung. In welche Richtung, das zeigt sich dann am 4. März.»
Elisabeth Schoch, Gemeinderätin FDP Stadt Zürich: «Eine Rücktrittsankündigung mitten im Wahlkampf, das ist niemandem zu gönnen. Auch einem politischen Gegner nicht. Für das bürgerliche Ticket sind nun neue Potentiale offen. Wir werden uns gut positionieren.»
Maleica Landolt, Co-Präsidentin GLP Stadt Zürich : «Der Druck auf Claudia Nielsen war hoch. Ich bin nicht wirklich überrascht. Die Chancen für die Grünliberalen und unseren Stadtratskandidaten Andreas Hauri steigen nun enorm.»
Markus Kunz, Fraktionspräsident Grüne Stadt Zürich: «Ein Entscheid, den ich als SP so nie gefällt hätte. Selbstverständlich erhöht dieser Entscheid aber die Chancen der Grünen-Kandidatin Karin Rykart. Ich denke, alle neu antretenden Kandidaten dürfen sich nun gute Chancen ausrechnen.»