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Liebesbetrug im Web «Das kann Leben zerstören»

Liebesbetrüger im Netz sind raffiniert. Doch es gibt Tricks, um solchen Schwindlern auf die Schliche zu kommen. Teil 2/3.

Als Sonja M. realisiert, dass sie auf einen Liebesbetrüger hereingefallen ist, macht sie einen Fehler, den leider viele Betrugsopfer machen. Sie will alles über den echten Menschen hinter den Bildern, den richtigen US-General herausfinden. Und findet auf Facebook sein vermeintlich echtes Profil.

Dem Betrüger auf der Spur

Sonja M. schreibt eine kurze Nachricht: Ob er wisse, dass Liebesbetrüger seine Bilder gestohlen haben? Zwei Stunden später kommt eine Antwort: Es freue ihn, von ihr zu hören. Über Facebook könne er leider nicht reden. «Wollen wir nicht auf Whatsapp oder E-Mail wechseln?»

Diesmal gehen bei Sonja M. sämtliche Warnlampen an. Sie ist sicher: Schon wieder so einer! «Na warte, das kann ich auch», sagt sie. Und lässt sich auf das Spiel ein.

Opfer werden häufig zwei Mal ausgenommen

Was Sonja M. unterdessen weiss: Nicht selten nehmen Liebesschwindler ihre Opfer nach einem Betrug noch ein zweites Mal aus. Indem sie sich als die «echte» Person ausgeben. Oder sie melden sich als Polizisten oder Ermittler. Oder erpressen ihre ehemaligen Opfer mit Nacktfotos oder intimen Videos.

Und jetzt, beim zweiten Mal, sieht Sonja M. auch Muster, die sie vorher nicht gesehen hat. Zum Beispiel, dass die Betrüger ihre Opfer möglichst schnell von Facebook auf weniger überwachte Kanäle weglocken, wie eben Whatsapp oder E-Mail.

Als sich der vermeintlich «echte» Wesly Bridge nach zwei Wochen unsterblich in sie verliebt, sie besuchen will und für das Flugticket 1000 Franken braucht, bricht sie den Kontakt ab. Sie weiss ja, was jetzt kommt.

Sonja M. will nichts beschönigen. Es wäre nicht schwer gewesen, den Betrug zu erkennen. Alles, was ihr der einfühlsame, charmante Mann erzählt hat, hätte sie über Google überprüfen können. «Aber das Problem ist: Man ist in einem anderen Modus. Und man hat gar keine Zeit.» Keine Zeit darum, weil die Gauner ihre Opfer beschäftigen indem sie ständig mit ihnen chatten. Sie lassen so ganz bewusst keinen Raum für Abstand und kritisches Hinterfragen.

«Ich frage mich, wie konnte das passieren?»

Trotzdem sagt Sonja M.: «Ich frage mich jetzt noch, wie das passieren konnte. Im Prinzip sollte ich mich schämen. Aber das bringt auch nichts». Sie will deshalb lieber andere warnen. Vor der fiesen Masche und auch vor den Folgen eines solchen Liebesbetrugs. Und so ein Tabu brechen.

«Es war für mich so eine wahnsinnige Enttäuschung. Und die Einsamkeit danach war unerträglich. Das löst Dinge in einem aus, die sind gar nicht mehr harmlos. Das kann Leben zerstören.»

Es gibt Opfer, die verkaufen Häuser, lösen Versicherungen auf, nehmen Kredite auf oder unterschlagen am Arbeitsplatz Geld und verlieren dann auch noch ihren Job. Und zum finanziellen Ruin kommt noch der psychische Schaden. Sonja M. ist überzeugt: Es wird noch viele weitere treffen. Leider.

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