Die «Heilsbringer»: Im Zuge der neuen Regionalpolitik des Bundes (NRP) hat der Kanton Graubünden vor rund zehn Jahren Regionalentwickler in die Regionen geschickt. Ihre Aufgabe ist es, neue Ideen und Projekte anzustossen, um so Schwung, Geld und Arbeitsplätze in die Täler zu holen. Die Entwickler werden vom Bund und vom Kanton bezahlt. Ihre Ideen müssen von den Gemeinden umgesetzt werden.
Unzufriedenheit beim Kanton: Das Amt für Wirtschaft und Tourismus (AWT) ist zehn Jahre nach dem Start nicht glücklich mit der Arbeit der Regionalentwickler. Sie seien zu wenig effizient und am Ende würden zu wenig Projekte zu Ende geführt, sagt Amtsleiter Eugen Arpagaus im Gespräch mit dem Regionaljournal Graubünden. Der Kanton hat die Arbeit der Regionalentwickler auch mit Zahlen dokumentiert. Vorläufig wolle man diese aber nicht veröffentlichen, sagt Arpagaus. Man sei noch an der Auswertung.
Frust auch bei Regionalentwicklern: Teilweise unzufrieden äussern sich auch die Regionalentwickler selber. Sie kritisieren, dass ihre Ideen oft im Sand verlaufen würden und, dass das Know-how fehle bei den Gemeinden, welche die Projekte umsetzen müssten. Auch seien die bürokratischen Hürden um an NRP-Gelder zu kommen enerm hoch. Georg Fromm beispielsweise ist schon acht Jahre in der Regionalentwicklung tätig. Er sagt: «Das Ei des Kolumbus in der Regionalentwicklung Graubünden hat man noch nicht gefunden.» Der Kanton hat nun eine Arbeitsgruppe eingesetzt, welche nach neuen Lösungen für die Arbeit der Regionalentwickler suchen soll.
Regionalentwickler gleich ganz abschaffen? Martin Aebli ist Präsident der Oberengadiner Gemeindepräsidenten, und als Vertreter der Gemeinden sitzt er auch in der Arbeitsgruppe des Kantons. Im Gespräch mit dem Regionaljournal Graubünden stellt er die Arbeit der Regionalentwickler in Frage. Mit den heutigen Strukturen sei es für die Entwickler und Entwicklerinnen schwierig, Ziele zu erreichen. Man müsse die Strukturen anpassen, die Verantwortlichkeiten klären. Und Aebli geht noch einen Schritt weiter. Er kann sich vorstellen, die Regionalentwickler ganz abzuschaffen. «Projekte im Bereich Regionalentwicklung könnten auch von punktuell eingesetzten Projektleitern vorwärtsgetrieben werden», sagt Aebli.