Nur wenige Wochen vor dem Ende der Rosetta-Mission hat die ESA-Sonde den Landeroboter «Philae» auf der Oberfläche des Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko erspäht. Die Bilder der hochauflösenden Kamera Osiris zeigen «Philae» in einem dunklen Spalt auf dem Brocken «Tschuri».
«Wir sind überglücklich über ein so detailliertes Bild von ‹Philae› knapp einen Monat vor Ende der Rosetta-Mission», sagte Cecilia Tubiana vom Osiris-Kamerateam. Auf dem Bild ist der Körper des kühlschrankgrossen Landeroboters zu sehen, dazu zwei seiner drei Beine. Die Position des Roboters mache klar, warum die Kommunikation mit «Philae» nach der Landung am 12. November 2014 so schwierig gewesen sei.
Unter einem Stein, in einer Höhle?
Nach der holprigen Landung hatte der Roboter drei Tage lang fleissig Daten geliefert, chemische Messungen von Staub und Oberfläche gemacht und mit «Rosetta» den Kometen durchleuchtet, bis seine Batterien leer waren und er in einen sieben Monate langen Winterschlaf fiel.
Die Kontaktaufnahme danach war schwierig. Die Forscher fragten sich: Wie steht «Philae» da: schräg, unter einem Stein, in einer kleinen Höhle? Jetzt wissen sie: Er befindet sich in einem dunklen Spalt.
Stichtag für «Rosetta»: 30. September
Immer wieder hatten Wissenschaftler Bilder ausgewertet und nach «Philae» gesucht. «Ein letztes Foto von ihm würden wir alle gerne haben», hatte DLR-Sprecherin Manuela Braun unlängst gesagt. Am 30. September soll auch «Rosetta» auf «Tschuri» in den ewigen Winterschlaf gehen. Die gewonnenen Daten sollen helfen, die Entstehung des Sonnensystems besser zu verstehen.
Die aktuellen Bilder entstanden am 2. September mit einem Abstand von rund 2,7 Kilometern zur Oberfläche des «Tschuri»-Kometen, wie die europäische Raumfahrtbehörde ESA bekannt gab. Das letzte Mal hatten die ESA-Wissenschaftler «Philae» bei der Landung im November 2014 gesehen, als er nach dem ersten Aufsetzen abprallte und noch einmal etwa zwei Stunden flog.
Hoffnung auf Zeichen im Landegebiet
Schliesslich kam der kühlschrankgrosse Lander so unglücklich zum Stehen, dass die Sonneneinstrahlung auf seine Solarpanele nicht reichte: Nach nur drei Tagen waren seine Batterien erschöpft und er fiel in einen Winterschlaf. So reimten es sich die ESA-Experten jedenfalls zusammen.
Um «Philaes» Schicksal endgültig aufzuklären, suchten die Experten in Aufnahmen des Abydos genannten Landegebiets auf der Oberfläche nach Zeichen des Landers. Das Suchgebiet war zwar schon stark eingegrenzt worden. Aber wo genau «Philae» steckte, war bisher nicht klar. Viele Strukturen in niedrig aufgelösten Bildern, die zunächst nach «Philae» aussahen, wurden verworfen.
«Hüpfende Landung»
Die lange, mühevolle Suche hat nun ein Ende: In den Bildern mit einer Auflösung von 5 Zentimetern pro Pixel konnten die Forscher erkennen, dass «Philae» nach seiner «hüpfenden» Landung tatsächlich in ungünstiger Position in einem dunklen Spalt stecken blieb. Die Entdeckung kommt nur wenige Wochen vor der geplanten Landung der Sonde auf dem Kometen am 30. September.
An Bord der Sonde befindet sich auch das Berner Massenspektrometer «Rosina», mit dem Forschende der Uni Bern mit internationalen Kollegen die Ausdünstungen des Kometen analysieren. So hatten sie bereits Edelgase, Sauerstoff und eine einfache Aminosäure auf «Tschuri» nachweisen können.