Ganz in weiss steht es im Hangar von Payerne, erhaben nur schon durch seine Grösse: «Solar Impulse 2». Mit dem verbesserten Modell wollen Bertrand Piccard und sein Geschäftspartner André Borschberg nächstes Jahr die Welt umrunden – einzig und allein mit sauberer Sonnenenergie.
Technisch ist das Unterfangen eine Herausforderung, denn hier muss zusammenkommen, was im Alltag nicht in Gebrauch ist. Der Flugzeug-Leichtbau ist wie ein Formel 1-Wagen, getrimmt auf den letzten Millimeter.
72 Meter beträgt die Spannbreite der Flügel von «Solar Impulse 2», Platz für 17‘248 Solarzellen. Diese produzieren jene Energie, welche die Motoren antreibt. Überschüssiges wird in Batterien gespeichert. Mit diesen Reserven kann das Solarflugzeug auch in der Nacht fliegen.
Das Nachfolgemodell ist nicht nur grösser, es verfügt neu auch über eine Druckkabine. Am Steuerknüppel wechseln sich Piccard und Borschberg, ein pensionierter Militärpilot, ab. Mit Hilfe der Hypnose wollen sie sich wach halten. Die längste Etappe dauert nämlich rund 72 Stunden, es ist der Flug über den Pazifik.
Es geht nicht um den Rekord, sondern um die Botschaft
Offiziell geht es Piccard zwar nicht um einen neuen Weltrekord wie 1999. Damals umflog er mit seinem damaligen Co-Pilot Brian Jones als erster Non-Stop mit einem Heissluftballon die Welt. Doch bereits mit «Solar Impulse 1» war die Betonung auf die Pioniertat augenfällig: Der erste Nachtflug mit einem Solarflugzeug und das zwischen zwei Kontinenten.
Auf der Homepage von Solar Impulse heisst es denn auch: mit einem Rekord könne man eben am besten zeigen, dass man auch mit erneuerbaren Energien Unmögliches erreichen kann.
«Solar Impulse 2» kann durchaus etwas bewirken
Bertrand Piccards Botschaft ist klar: Er will nicht Passagiere mit Solarflugzeugen transportieren, sondern zeigen, was bezüglich erneuerbarer Energie und Energie-Effizienz möglich ist. Zum Umdenken will er anregen. Doch bringt die Aktion «Solar Impulse 2» tatsächlich mehr als einen grossen Medienrummel für Piloten sowie Sponsoren.
«Ja», findet Stefan Nowak von der Firma NET, welche sämtliche laufenden Schweizer Forschungsprojekte für Photovoltaik betreut. «Diese Aktion macht auch für Laien unmittelbar und verständlich sichtbar, dass man mit Energie noch sehr viel effizienter umgehen kann. Wenn Piccard das schafft, ist eine hohe Messlatte bezwungen. Das ist eine Referenz.»
Ein Impuls auch für Erneuerbare
Piccards zweite Botschaft lautet denn auch: «Wenn alle Technologien, die in diesem Flugzeug stecken überall auf der Erde angewendet würden, dann könnten wir schon heute die Hälfte des Energiegebrauches sparen». Auch das hat Hand und Fuss. Mit neuesten Technologien könnte man tatsächlich sehr viel Energie sparen.
Dass das nicht passiert, liegt nicht nur an der zuweilen geäusserten Skepsis gegenüber den erneuerbaren Technologien, sondern hat auch mit dem Investitionszyklen zu tun. «Wenn ein neuer hoch sparsamer Kühlschrank auf den Markt kommt», erklärt Nowak, «kaufen sie auch nicht gleich den Neuen, wenn ihr jetziger noch funktioniert.»
Nicht ganz uninteressant ist die Tatsache, dass nun auch ABB auf Solarenergie setzt und als Sponsor bei «Solar Impulse» kürzlich eingestiegen ist. Dieses Engagement zeigt, dass immer mehr internationale Firmen und Organisationen die Bedeutung von erneuerbaren Energien ernst nehmen.