Der weltbekannte schweizerisch-österreichische Schauspieler starb in der Nacht im Alter von 83 Jahren. «Voller Trauer müssen wir bestätigen, dass Maximilian Schell im Klinikum Innsbruck an der Folge einer plötzlichen und schweren Erkrankung verstorben ist», erklärte seine Sprecherin Patricia Baumbauer. Seine zweite Ehefrau Iva Mihanovic sei bis zuletzt bei ihm gewesen.
Nach Angaben seiner Wiener Agentur ist Schell «nach langwierigen Problemen mit seinem Rücken an den Folgen einer für ihn wichtigen Operation unglücklicherweise verstorben». Nähere Angaben zur Erkrankung Schells und zu seinem Ableben wolle die Familie nicht machen, teilte seine Sprecherin mit.
Am vergangenen Wochenende war Schell wegen einer Lungenentzündung ins Spital von Kitzbühel eingeliefert worden. Der Schauspieler, Regisseur und Bühnenautor hatte sich dort für Dreharbeiten für das ZDF aufgehalten. Am 28. Januar hatte er aber das Krankenhaus schon wieder verlassen können.
Schell hatte im August 2013 seine mehr als 47 Jahre jüngere Partnerin geheiratet, die deutsch-kroatische Opernsängerin Iva Mihanovic. 1986 war er mit der russischen Schauspielerin Natalija Andrejtschenko verheiratet. Die gemeinsame Tochter Nastassja (1989) wurde ebenfalls Schauspielerin. Im Mai 2002 trennte sich das Ehepaar.
Vor 53 Jahre Oscar-Preisträger
Als Maximilian Schell 1961 den Academy Award für «Das Urteil von Nürnberg» entgegennahm, freute er sich, dass er nun endlich nicht mehr nur «der kleine Bruder von Maria Schell» war. Doch er musste es dann doch nochmals schwarz auf weiss als Schlagzeile lesen, als er in Wien aus dem Flugzeug stieg: «Oscar für den kleinen Bruder von Maria Schell».
Schell, der zuletzt auf seinem Berghof in Preitenegg in Kärnten lebte, war einer der wenigen Schauspieler aus dem deutschsprachigen Raum, die in Hollywood Fuss fassten. Nach seinem Oscar war er fünf weitere Male für einen der begehrten Preise der US-Filmakademie nominiert.
Die Schauspielerfamilie Schell
Maximilian wurde am 8. Dezember 1930 als Sohn des Schweizer Schriftstellers Hermann Ferdinand Schell und der österreichischen Schauspielerin Noé von Nordberg in Wien geboren.
Er floh als Dreijähriger mit Eltern und den Geschwistern Maria, Carl und Immy – später alle Schauspieler – vor den Nazis in die Schweiz.
Schwester Maria starb 2005 im Alter von 79 Jahren an Herzversagen. Sie wurde mit acht «Bambis» und dem Preis für die beste Darstellerin bei den Filmfestspielen von Cannes 1954 und denen von Venedig 1956 ausgezeichnet.
Maximilian Schell wuchs in Basel und Zürich auf. Mit elf Jahren stand er als Walterli Tell auf der Bühne des Zürcher Schauspielhauses. Später spielte er Fussball beim Grasshopper Club und noch später leidenschaftlich Tennis.
Nach dem Studium der Philosophie, Kunstgeschichte, Germanistik, Musik- und Theaterwissenschaften in Zürich, Basel und München, sowie dem Klavierstudium am Konservatorium in Bern wirkte er ab 1952 als Schauspieler, Regisseur und Dramaturg am Basler Stadttheater.
«Urteil von Nürnberg»
Die erste Filmrolle hatte Schell 1955 in «Kinder, Mütter und ein General». «Topkapi» (1964), «Die Akte Odessa» (1974) und «Deep Impact» (1998) waren nach dem «Urteil von Nürnberg» seine bekanntesten Filme.
Als bester Hauptdarsteller im Film «Das Urteil von Nürnberg» wurde Schell 1962 mit dem Oscar geehrt. Er war damit der erste deutschsprachige Schauspieler nach dem Zweiten Weltkrieg, dem diese Ehre zuteil wurde.
Schell nahm auch immer wieder Rollen in Hollywood-Produktionen («Deep Impact», «Peter der Grosse») an, um Geld für eigene ambitiöse Projekte zu verdienen. Dazu gehörte in den 1970er Jahren die Dürrenmatt-Verfilmung «Der Richter und sein Henker». In dem Film (1975) spielte Jon Voight unter der Regie von Schells. Dieser engagierte den Schweizer später als Götti für die kleine Angelina Jolie.
1970 führte er erstmals Regie in «Erste Liebe» nach einer Novelle von Ivan Turgenjew. Fünf weitere Filme folgten, darunter die preisgekrönten Dokumentationen «Marlene» (1984) über Marlene Dietrich und «Meine Schwester Maria» (2003) über Maria Schell.
Immer wieder Herausforderungen und Preise
Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen, wandte sich Schell auch der Oper zu. In Los Angeles inszenierte er auf Einladung von Plácido Domingo 2001 Wagners «Lohengrin» und 2005 Richard Strauss' «Rosenkavalier».
Neben dem Oscar als bester 1962 erhielt Schell zahlreiche weitere Auszeichnungen. Darunter der Bundesfilmpreis/Filmband in Gold (in den Jahren 1971; 74; 79; 80; 84), den Schweizer Filmpreis (1971), Bayerischen Filmpreis (1984), Bundesverdienstkreuz (1985), New York Film Critics Award (62; 78, 87), Golden Globe (62, 74, 93), Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (2002; zus. mit seiner Schwester Maria) und den «Bambi» für sein Lebenswerk (2009).